iMac Pro im Praxistest: Schnell, leise, sexy – aber mögliche Probleme wegen T2-Chip?
iMac Pro in der PraxisSoundEine der ersten Besonderheiten, die ich nur durch Zufall so früh entdeckt habe: Die Lautstärkeeinstellung über die Tastatur erfolgt jetzt standardmäßig in feineren Schritten. Auf dem Bildschirm erscheint das bekannte Lautsprecher-Symbol mit Balkengrafik. Statt wie bisher immer um einen ganzen Balken lauter oder leiser zu werden, wenn eine der LS-Tasten gedrückt wird, ändert sich der Pegel am iMac Pro in Viertel-Schritten. Durch Rückfragen im Forum hat sich bestätigt, das dies wohl ein iMP-spezifisches Verhalten ist. Bei anderen Macs muss man für Viertel-Schritte zusätzlich die Umschalt+alt-Taste gedrückt halten (siehe auch diesen MTN-Tipp:
).
Die Lautsprecher im iMP erweisen sich als wirklich gelungen – für Display-Lautsprecher. Ein Ersatz für echte HiFi-Lautsprecher sind sie sicher nicht, aber mit so manchem Lifestyle-/Bluetooth-Lautsprecher kann der Sound des iMP locker mithalten oder sie sogar übertreffen. Der Klang ist klar, mit ordentlichem Fundament und erstaunlich guter Stereo-Differenzierung. Der recht hohe Maximalpegel macht den iMP beinahe schon partytauglich. – Well done! Das Audiosystem des iMP wird übrigens auch von neuen T2-Chip kontrolliert.
TastaturDas mitgelieferte und beim Kauf nicht abwählbare „Apple Magic Keyboard mit Ziffernblock“ in Space Grey wollte ich eigentlich nicht nutzen. Doch nach gewissen Schwierigkeiten mit meiner Konfiguration (siehe nächste Seite) habe ich die Apple-Tastatur nun doch erst mal in Betrieb genommen. Und was soll ich sagen? Nach ein paar Tagen habe ich mich sehr gut an sie gewöhnt. Die Verarbeitungsqualität und das Tippgefühl sind gut, obwohl die Tastatur und ihre Tasten extrem flach sind. Fast wie im MacBook. Die Tastatur ist etwas leichter als vermutet und trotz Navigationstasten- und Ziffernblock nicht sehr viel breiter, als meine Logitech K780 (
Test). Nicht so schön ist, dass der Akku der Tastatur offenbar nur ca. einen Monat hält, bis er nachgeladen werden muss. Andere Tastaturhersteller bieten diesbezüglich deutlich mehr Ausdauer bei ihren kabellosen Modellen.
BildschirmDas im iMac Pro verbaute Display mit 27 Zoll Diagonale bietet keine Überraschungen. Es ist baugleich mit dem aus dem iMac 5K bekannten 27"-Screen und bietet dementsprechend die gleiche 5K-Auflösung mit 5120 x 2880 Pixeln und 10-Bit-Unterstützung für "Milliarden Farben". Etwaige Besonderheiten konnte ich im Test nicht ausmachen. Gegenüber meinem zuvor benutzten Dell UP2715K sind ebenfalls kaum Unterschiede zu erkennen, außer dem Umstand, dass der iMac-interne Monitor mit einer etwas anderen, auf den P3-Farbraum abgestimmten Kalibrierung daherkommt.
Anschlüsse/WirelessNeben einem 10 GBit Ethernet-Port und vier Ports für USB 3.0 können Besitzer des iMac Pro sich über vier Thunderbolt-3-Anschlüsse mit USB-C freuen. Darüber lassen sich nicht nur mehrere externe Bildschirme mit hoher Auflösung anschließen (z.B. 2x 5K mit 60Hz, oder vier 4K UHD-Displays mit 60Hz), sondern auch schnelle Massenspeicher. Leider gibt es für Thunderbolt 3 derzeit noch nicht sehr viele spezielle Hubs. Die bisherigen Angebote ähneln sich meist sehr stark und sind gleichermaßen recht kostspielig. Dank Protokoll-Kompatibilität mit USB können die Anschlüsse aber auch für zahlreiche USB-Peripheriegeräte genutzt werden. Außerdem an der Rückseite zu finden: ein SD-Card-Slot mit UHS-II-Kompatipilität für die derzeit schnellsten verfügbaren SD-Karten. Der iMac Pro ist der erste Mac mit UHS-II-Card-Slot. Der obligatorische 3,5 mm Klinkenanschluss (nur analog) soll natürlich nicht verschwiegen werden.
Leider noch nicht mit an Bord: Bluetooth 5.0. Der iMac Pro arbeitet noch mit BT 4.2. Auch beim WLAN hat sich nichts gegenüber anderen aktuellen Macs geändert.
LeistungWie eingangs erwähnt, sollen Benchmark-Tests hier nicht die Hauptrolle spielen. Dennoch hier ein paar Messresultate:
Benchmark „
The Valley“. Eine Landschaftssimulation zur Ermittlung der Framerate: Mit dem nMP und D500 Grafik erzielte ich hiermit bei Einstellung „Extrem“ Frameraten zwischen ca. 10 und 15 Bildern pro Sekunde. Der iMP schafft bei gleicher Einstellung zwischen ca. 30 und 50 fps – je nach Komplexität der Simulation (z.B. Regen oder viele Blätter).
Maxon Cinebench CPU und OpenGL-Test:Geekbench CPU und OpenCL:Die eingebaute SSD (hier mit 1 TB) erreicht mit BlackMagic DiskSpeedTest Schreibwerte bis über 3.000 MB/s und beim Lesen knapp 2.500 MB/s. Diese enorm hohe Schreib/Lese-Rate schafft Apple durch einen Trick. So stecken im iMP mit 1 TB tatsächlich zwei NAND SSDs mit je 512 GB, die im Hardware-RAID-0-Verbund (Striped) laufen. Der Controller hierfür ist im neuen T2-Chip implementiert, welcher auch dafür sorgt, dass die Daten auf der SSD on-the-fly verschlüsselt werden.
Die Lüfter wurden bei keinem dieser Benchmark-Tests hörbar. Der iMP blieb flüsterleise. Das mag sich ändern, wenn man CPU und/oder GPU über einen längeren Zeitraum stark strapaziert. Beispielsweise beim Export großer Video-Projekte oder beim Rendern. Bislang bin ich persönlich noch in keine Situation gekommen, in denen die Lüfter deutlich hörbar wurden. Meine Tools zur Ermittlung der Lüfterdrehzahlen (iStatPro und smcFanControl) liefern leider fehlerhafte Werte. Updates sind derzeit nicht verfügbar. Daher kann ich momentan nicht sagen, mit welcher Basis-Drehzahl die Lüfter laufen.
Unter dem Strich sieht die Sache ganz einfach aus: Momentan dürfte es keinen anderen All-In-One-Computer mit vergleichbar hoher Systemperformance geben. Wer mehr braucht, muss sich entweder einen PC mit entsprechenden High-End-Komponenten konfigurieren, oder den für dieses Jahr angekündigten „modularen“ Mac Pro abwarten.
In meiner täglichen Praxis macht sich der iMP beispielsweise beim Exportieren großer InDesign-PDFs mit massenhaft Bildern bezahlt, oder auch beim Rendern von Vorschauen in Lightroom. Auch in Apps wie Photoshop oder Affinity Photo ist der Leistungszuwachs deutlich spürbar – etwa beim Konvertieren großer Mengen Bilder in andere Formate oder bei komplexen Filtern. Der primäre Gewinn liegt für mich weniger in der Einspaarung von ein paar Sekunden oder Minuten bei aufwendigen Berechnungen, sondern eher in einem wesentlich flüssigeren Arbeitsablauf in praktisch allen Situationen meines Arbeitsalltags, bei denen es um mehr als Surfen im Netz oder Verschicken von Nachrichten geht.
Der iMac Pro dürfte für die nächsten Jahre so ziemlich jeder aktuellen und neuen Aufgabe gewachsen sein. – Außer natürlich für User, die sowieso nie genug CPU/GPU-Leistung haben können.