iMessage für Android: Beeper mini macht es ohne Tricks möglich – aber wie reagiert Apple?
iMessage ist bekanntlich ein geschlossenes System, das ausschließlich iPhone-, iPad- und Mac-Nutzern zur Verfügung steht. Apple zog zwar vor Jahren in Erwägung, eine App für Android-Smartphones zu entwickeln, verwarf entsprechende Überlegungen dann allerdings – offiziell aus Datenschutzgründen. Versuche, den Messaging-Dienst aus Cupertino auf andere Geräte zu bringen, gab es in der Vergangenheit immer wieder einmal. Vor wenigen Wochen kündigte Nothing eine entsprechende App an, musste diese aber aufgrund schwerer Sicherheitsmängel kurz darauf zurückziehen (siehe
). Bereits etwas länger, nämlich seit fast drei Jahren, gibt es hingegen
Bleeper. Die App nutzt einen Mac als Vermittler zwischen iMessage und dem Android-Smartphone. Alternativ fungieren Macs oder iPhones in der Cloud des gleichnamigen Unternehmens als Bindeglied.
Beeper mini kommuniziert nativ mit iMessageDiese Umwege sind ab sofort dank einer neuen App namens Beeper mini nicht mehr erforderlich. Die Chat-App steht im
Google Play Store zur Verfügung. Sie kommuniziert nach Angaben des Herstellers direkt mit iMessage, zwischengeschaltete Geräte oder einen Cloud-Service benötigt man nicht. Die Anwendung basiert auf der Arbeit eines 16-jährigen Entwicklers, der Apples Messaging-Protokoll vor einigen Monaten durch Reverse Engineering entschlüsselte und seine Erkenntnisse an das Unternehmen verkaufte. Beeper mini kann Nachrichten an iPhone-, iPad- und Mac-Nutzer senden und von diesen empfangen. Die Kommunikation erfolgt dabei laut einem
Blogbeitrag des Unternehmens Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Bemerkenswert: Eine Apple-ID braucht man nicht, die Angabe einer Mobilfunknummer reicht aus. Tests von
The Verge und
9to5Google zufolge funktioniert die App einwandfrei.
Quelle: Beeper
Nahezu alle Features werden unterstütztBeeper mini gibt sich gegenüber Apples Servern als Mac aus. Übermittelte Nachrichten erscheinen daher in der Nachrichten-App auf iPhone, iPad und Mac mit einem blauen Hintergrund – vor allem in den USA ein nicht zu unterschätzender sozialer Faktor. Die App unterstützt nahezu alle Features von iMessage, unter anderem Gruppenchats, das Verschicken von Fotos und Videos in Originalgröße sowie Emoji-Reaktionen. Einige Funktionen stehen allerdings nur zur Verfügung, wenn man sich mit einer Apple-ID anmeldet, dabei kommt zwingend Apples Zwei-Faktor-Authentisierung zum Einsatz. Die wesentlichen Bestandteile von Beeper mini sind quelloffen, der Code ist auf
GitHub zu finden.
Reagiert Apple auf Beeper mini – und wenn ja, wie?Ob und gegebenenfalls wie Apple auf Beeper mini reagiert, bleibt abzuwarten. In Cupertino schätzt man es bekanntlich nicht, wenn hauseigene Dienste von Dritten angezapft werden. Beeper-CEO Eric Migicovsky sieht die App in den Vereinigten Staaten juristisch auf der sicheren Seite. Er begründet das mit einer Ausnahmeregelung für Reverse Engineering im US-Urheberrecht. Apple ist bislang auch nicht gegen die seit nahezu drei Jahren verfügbare Beeper-App vorgegangen. Denkbar ist allerdings, dass Apple technische Maßnahmen ergreift, also etwa das iMessage-Protokoll modifiziert. Dadurch könnten aber ältere iPhones, iPads und Macs ausgeschlossen werden, die keine Softwareupdates mehr erhalten. Beeper mini lässt sich sieben Tage kostenlos nutzen, nach Ablauf des Gratiszeitraums werden monatlich 2 US-Dollar fällig.