iOS 14.5 und Anti-Tracking: Facebook und Springer schalten Kartellamt ein – mit kuriosen Argumenten
Das unmittelbar bevorstehende Erscheinen von iOS 14.5 und iPadOS 14.5 bringt eine von vielen iPhone- und iPad-Besitzern freudig erwartete Verbesserung mit. Die neue Version des Betriebssystems kommt mit der bereits vor Monaten von Apple angekündigten Anti-Tracking-Funktion. Apps müssen dann den Nutzer informieren, wenn sie ihn verfolgen wollen, um individualisierte Werbung anzeigen zu können. Zudem ist das Einverständnis einzuholen. Wegen dieser Maßnahme liefert sich unter anderem Facebook einen heftigen verbalen Schlagabtausch mit Apple. Kritik kam auch von der Werbebranche.
Kartellamt soll Apple unter die Lupe nehmenIn Deutschland hat der Zuckerberg-Konzern jetzt einige prominente Verbündete gefunden. Neun deutsche Wirtschaftsverbände, zu deren Mitgliedern unter anderem Facebook und Axel Springer zählen, setzen nicht mehr nur auf eine mediale Kampagne oder Lobbyismus, sondern auch auf juristische Maßnahmen. Sie haben jetzt beim Bundeskartellamt eine förmliche Wettbewerbsbeschwerde eingereicht. Die Behörde soll Apples neues Datenschutz-Feature namens App Tracking Transparency unter die Lupe nehmen und möglichst zu Fall bringen. Der Vorwurf: Das kalifornische Unternehmen nutze seine marktbeherrschende Stellung aus und schade damit dem Werbemarkt.
Zukünftig erheblich weniger kostenlose Apps?Der Wettbewerbsbeschwerde zufolge fürchten die von Apples Anti-Tracking betroffenen Wirtschaftszweige, dass App-Entwickler einen Rückgang der Werbeeinnahmen in Höhe von 60 Prozent hinnehmen müssen. Das berichtet die
Financial Times (Paywall). Grund dafür sei die Tatsache, dass die von ihnen genutzten Werbenetzwerke nicht mehr auf die für personalisierte Anzeigen erforderlichen Daten zugreifen könnten. Dadurch entstehen Phone- und iPad-Nutzern laut den Verbänden angeblich gravierende Nachteile. Zukünftig würden nämlich erheblich weniger werbefinanzierte und damit kostenlose Apps angeboten, meint Thomas Hoppner von der international tätigen Anwaltskanzlei Hausfeld, welche die Beschwerdeführer vertritt.
Höherer Zeitaufwand für die Suche nach ProduktenAls kurios bewerten einige Beobachter das weitere Argument, welches Facebook, Axel Springer und die anderen von den Verbänden vertretenen Unternehmen gegen Apple ins Feld führen. Der kalifornische Konzern schädige Verbraucher durch seine Anti-Tracking-Maßnahmen nämlich auch in anderer Hinsicht. iPhone- und iPad-Nutzer müssten dadurch künftig deutlich mehr Zeit in die Suche nach Produkten investieren, an denen sie interessiert seien. Außer Acht lassen die Beschwerdeführer dabei allerdings, dass Apple personalisierte Werbung nicht gänzlich unterbindet, sondern die Entscheidung den Gerätenutzern überlässt. Offenbar befürchten die Unternehmensverbände, dass allein diese Möglichkeit ihr Geschäftsmodell gefährdet, weil viele Besitzer von Geräten aus Cupertino den Einsatz von Tracking-Techniken unterbinden.