iOS-Beta schränkt Web-Apps ein - dauerhaft oder nur ein Fehler?
Progressive Web Apps (PWA) positionieren sich zwischen eigenständiger App und Browser-Fenster. Man braucht sie nicht zu installieren – es genügt, eine URL aufzurufen und im Teilen-Menü "Zum Home-Bildschirm" anzutippen. Eine Website, die korrekt als PWA konfiguriert ist, startet über dieses Icon in einem separaten Browser-Fenster, also unabhängig von der eigentlichen Safari-App. Damit einher gehen einige Privilegien: So gestartete PWAs konnten im Hintergrund aktiv bleiben, etwa um Musik oder Hörbücher wiederzugeben. Sie können Mitteilungen auf den Startbildschirm senden, um auf neue Nachrichten oder Ereignisse hinzuweisen. Das Betriebssystem stellt ihnen zudem einen dedizierten Speicherplatz von maximal 50 MByte zur Verfügung, um Inhalte zwischenzuspeichern. So hielten es zumindest iOS-Versionen bis zur Version 17.3.
Die aktuellen Entwicklerversionen von iOS 17.4 verändern nun einiges, und das exklusiv für Nutzer in der Europäischen Union. Tippt ein EU-Bürger ein PWA-Icon in den Beta-Versionen an, öffnet sich der entsprechende Inhalt als Tab im Safari-Browser. Mitteilungen dringen nicht auf den Startbildschirm durch, und nach einer Installation der zweiten Beta wird der Speicher-Cache der Web-Apps offenbar zurückgesetzt.
EU-weite Einschränkung oder Zwischenschritt zur Öffnung?Während einige Web-Entwickler Sorge haben, dass ihnen die begrenzten Zugeständnisse zu PWAs dauerhaft verloren gehen, beruhigen wiederum andere und verweisen auf den Beta-Status, beschreibt
AppleInsider den aktuellen Stand der Diskussion. Tatsächlich sind gerade die Berechtigungen von Safari und der Browser-Engine WebKit ein Fokus der Entwicklung in iOS 17.4. Denn bis heute müssen alle Browser WebKit nutzen, wenn sie auf iOS zugelassen werden sollen. Apple will Anwendern in der EU zukünftig die Nutzung alternativer Web-Engines unter iOS erlauben. Damit will die Firma den Anforderungen des "
Digital Markets Act" entsprechen. Es ist also möglich, dass das aktuelle unzuverlässige Verhalten der PWAs nur eine Momentaufnahme ist – und das beobachtete Verhalten Ausdruck von noch auszuräumenden Programmierfehlern. Andererseits könnte Apple auch EU-weit PWAs die Privilegien entziehen, um somit dem Vorwurf zu entgehen, WebKit weiterhin bevorzugt zu behandeln.
Und wie wichtig sind PWAs?Dann bleibt noch die Frage, wen die Einschränkungen der PWAs maßgeblich beeinträchtigen. Sie bieten Anbietern von Netzportalen einige Vorteile, da sie nicht für Android und iOS separate Apps vorhalten müssen, sondern auf ihre Browseransicht verweisen können. Die ist dann konsistent auf jeder Betriebssystemplattform und unabhängig von App-Store-Kontrollen. Andererseits muss man ziemlich suchen, bis man eine relevante Anwendung unter iOS findet, die es als PWA zu nutzen lohnen könnte: Spotify könnte man so anhören, und das Angebot des News-Aggregators Flipboard durchstöbern.