iOS-Browser mit eigenen Engines? Apple legt auch hier mit allen Mitteln Steine in den Weg
Wie schon vielfach diskutiert, floss bei Apple während der Umsetzung neuer DMA-Vorschriften maßgebliche Energie nicht in die eigentlichen Neuerungen, sondern in Maßnahmen, die Umsetzung für Anbieter so unangenehm und umständlich wie möglich zu machen. In den meisten Punkten hat das Unternehmen ein derart unüberschaubares Regelkonstrukt inklusive wenig komfortabler Bedienung gemacht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Wettbewerbshüter erneut einschreiten. Ein weiterer Punkt, der zwar dem Wortlaut des Gesetzes, jedoch kaum der Intention entspricht, sind eigene Browser-Engines von Drittanbietern. Bislang hatte Apple allen Browsern WebKit vorgeschrieben, was jedoch nicht länger durchgesetzt werden darf.
Alternative Browser-Engines? Ja aber, aber und aberZunächst ist es nur unter iOS erlaubt, dass Mozilla auf Gecko oder Chrome auf Blink setzen darf, ab Herbst erzwungenermaßen auch unter iPadOS. Wie die anderen Vorgaben gelten die Anpassungen ausschließlich für Nutzer in der EU, denn Apple hält bekanntlich gar nichts davon, mehr Wettbewerb auf der eigenen Plattform zuzulassen. Von Mozilla waren recht schnell
Beschwerden zu hören, wie schmerzhaft Apple jedoch die Implementierung einer alternativen Browser-Engine mache. Nicht reibungsloser Ablauf für Entwickler, sondern so viele Steine wie möglich in den Weg zu legen, sei das Ziel.
Entwickler muss in der EU arbeitenEine besonders wirksame Einschränkung: Wenn ein Unternehmen die Browser-Engine auf dem iPhone testen möchte, muss der Entwickler in die EU reisen. Apple setzt nämlich auf Geofencing, um selbst Entwicklern die Ausführung zu verhindern. Vieles lässt sich zwar im Simulator ausprobieren, jedoch nicht alles. Hat man nicht die Option, einen Business-Trip nach Europa zu machen, nur um dort an seiner eigenen App zu arbeiten, bleibt die Ausführung der Engine gesperrt. Dazu kommt eine ellenlange Liste an scharfen Vorschriften, welche Browser-Hersteller einzuhalten haben – nur um dann in der EU einen Browser auf Grundlage der ohnehin existierenden Desktop-Engine verwenden zu dürfen. Dieser wiederum ist aber in allen Nicht-EU-Ländern auch nicht ausführbar, man müsste daher zweigleisig arbeiten.
Opera und Vivaldi bemerkten Geofencing nichtWie es in mehreren kritischen Kommentaren heißt, würde sich so manch ein Beobachter wünschen, dass Apple dieselbe Energie in Bugfixes und Stabilität investiert, wie in die sorgsame Ausarbeitung bewusst kaum zu erfüllender Vorgaben. Von Opera und Vivaldi gab es übrigens ebenfalls Stellungnahmen zur Angelegenheit: Man habe von der Einschränkung
nichts gewusst und es erst aus den Medien erfahren – denn die Teams sitzen in Europa und bemerkten das Geofencing daher gar nicht.