Einen Vergleich zwischen zwei Betriebssystemen zu schreiben, welche beide eine enorm große Anwenderbasis und Fangemeinde haben, ist nicht einfach. Das Smartphone ist einer der persönlichsten Gegenstände überhaupt, daher werden in diesem Test- und Vergleichsbericht auch einige Emotionen einfließen, welche aber wichtiger als technische Daten sein können. Die hier geschriebenen persönlichen Einschätzungen spiegeln nur die subjektive Meinung des Redakteurs wieder und können von Nutzer zu Nutzer unterschiedlich sein.
TestgeräteAls iOS-Testgerät dient mein privates iPhone 7 mit 128 Gigabyte Speicherplatz, dieses nutze ich bereits seit vergangenem September. Für den Vergleich repräsentiert Samsungs Galaxy S8 das Android-Lager. Dieses wurde uns von Samsung für den Test zur Verfügung gestellt. Das kostenlos zur Verfügung gestellte Testgerät hat allerdings keinen Einfluss auf den hier geschriebenen Vergleich.
Am Anfang nur ein paar kurze Anmerkungen zum Samsung Galaxy S8. Dieses besteht aus Glas auf der Front- und Rückseite sowie einem Metallrahmen an den Seiten des Gerätes. Die Pressebilder sahen sehr vielversprechend aus. Auch die ersten Eindrücke des Gerätes, welches erst seit vergangenem Monat erhältlich ist, wussten zu begeistern. Allerdings merkte ich nach relativ kurzer Zeit, dass die Hardware-Verarbeitung im Vergleich zu Apple-Geräten deutlich weniger qualitätsvoll ist. Zwar knarzt nichts und das Gehäuse ist bündig, allerdings ist das Gewicht des Galaxy S8 meiner Meinung nach nicht sonderlich gut verteilt. Zudem wirkt die Glasrückseite beim Anfassen hohl. Dies könnte an der Konstruktion im Inneren des Samsung-Smartphones liegen.
Erstes EinrichtenNach dem Auspacken des fabrikneuen Samsung Galaxy S8 begann ich mit der Einrichtung des Android-Gerätes. Der Einrichtungsprozess ging ziemlich zügig und war sehr gut erklärt. Im Gegensatz zu früheren Android-Versionen gab es keine unnötigen Fragen oder doppelte Einstellmöglichkeiten. Beim Aktivierungsprozess habe ich die Samsung-eigenen Dienste außen vor gelassen, um das möglichst nackte Android zu testen.
Trotz neuester Software kam es allerdings zu einer herben Enttäuschung am Anfang. So wollte ich in den Sicherheitsoptionen zunächst den Iris-Scanner nutzen, dieser erkannte meine Augen jedoch auch nach vielen Versuchen nicht. Daraufhin wich ich auf die Gesichteserkennung aus, welche das Entsperren des Gerätes mit dem Scannen des Gesichtes ermöglicht. Allerdings wurde mein Gesicht auch hier nicht erkannt. Ich bin Brillenträger, hatte diese aber vor dem Test abgezogen, um die Sensoren und Algorithmen nicht zu behindern. Aus welchem Grund die Sicherheitsfunkionen nicht funktionierten, konnte ich nicht ermitteln. Allerdings bleibt der fade Beigeschmack, dass hier eine nicht ausgereifte Software-Funktion ausgeliefert wurde. Möglicherweise liegt die Schwachstelle aber auch bei der verbauten Hardware.
Großer Pluspunkt ist die einfache Integration von sämtlichen Google-Diensten. So waren sofort viele meiner Kontakte, meine Mails, meine YouTube-Abos und die Kalendereinträge verfügbar. Dies lag zwar hauptsächlich daran, dass ich viele der Dienste des Suchmaschinen-Giganten nutze, machte die Einrichtung allerdings sehr komfortabel.
BenutzungAls langjähriger iPhoneOS- und später iOS-Nutzer hatte ich größere Probleme bei der Umstellung auf das Android-Betriebssystem erwartet. Durch die relativ einfache Bedienung von Android konnte ich viele Dinge schon in den ersten Minuten lernen und mich relativ gut an das Betriebssystem und dessen Steuerung gewöhnen. Nach den zwei Wochen ging die Bedienung sogar recht zügig von der Hand. Was ich allerdings nicht ablegen konnte, ist permanentes Tippen auf falsche Icons, da das System oft etwas träge funktioniert und Animationen zeitverzögert ausgeführt werden. Diese Problematik trat immer wieder auf und war wohl mit das störendste bei dem gesamten Test. Die Hardware des Samsung Galaxy S8 ist überdurchschnittlich potent, sodass die Fehler hier ganz offensichtlich bei der Software liegen müssen. Entweder an Googles Android oder dem Design, welches Samsung über das eigentliche System gelegt hat.
Im Gesamten ist die Bedienbarkeit und die Menüführung mittlerweile auf Apple-Niveau, was ein sehr angenehmes Nutzererlebnis auch für iOS-Nutzer bietet. Unter anderem ist hierfür der anpassbare Homebildschirm verantwortlich, man kann Apps oder Widgets an jeden möglichen Ort des Bildschirmes verschieben. Zudem ist auch bewusstes Lücken lassen möglich, um Anwendungen besser voneinander abzugrenzen. Hiervon könnte sich Apple in der kommenden iOS-Version inspirieren lassen.
Das Samsung Galaxy S8 bietet wie viele andere Android-Smartphones ein sogenanntes Always-On-Display. Dies bedeutet, dass der Bildschirm auch im Standby-Zustand angeschaltet bleibt und beispielsweise Uhrzeit, Datum, Temperatur und neue Benachrichtigungen anzeigt. Realisiert wird die Funktion durch den OLED-Bildschirm, welcher nur kleine Bereiche des Bildschirms ausleuchtet und somit sehr sparsam arbeiten kann. Möglicherweise könnte Apple eine ähnliche Funktion mit iOS 11 und dem kommenden iPhone, für das ebenfalls ein OLED-Display gehandelt wird, realisieren.
Nach etwas Eingewöhnungszeit klappte das Tippen auf der Android-Tastatur genauso schnell wie auf der iOS-Variante. Das Navigieren des Tools für die Textbearbeitung funktioniert unter iOS und dem iPhone 7 dank 3D Touch deutlich einfacher und intuitiver. Besonders bei mittleren bis langen Texten ist dies ein tatsächlicher Vorteil und deutlicher Zeitgewinn.
Software-AngebotBei den Konkurrenten Google Play Store und Apple App Store scheiden sich bekanntermaßen die Geister. Während meines Tests bin ich zu dem Standpunkt gekommen, dass iOS zwar deutlich weniger Apps anzubieten hat, diese aber von erheblich besserer Qualität sind. So ist bei Android die Zahl der kostenlosen Programme um ein Vielfaches höher, die Qualität und der Funktionsumfang sind jedoch meist eher im unteren Niveau. Wem die Standard Programme wie WhatsApp, Facebook, Instagram und Snapchat ausreichen, der ist aber auch unter Android sehr gut bedient. Bei aufwändigeren Programmen wie Bild- und Videoverarbeitung sollten Anwender allerdings eher auf Apples Betriebssystem und App-Plattform setzen.
Apple Music und MigrationsassistentenCupertinos Musikstreaming-Dienst Apple Music bietet eine Android-App an, um auch Google-Nutzern den Zugriff auf das Angebot an Musik zu ermöglichen. Diese funktioniert völlig ohne Probleme und lässt sich gut nutzen. Weiter ist die App vollständig auf Android angepasst, sodass die Musikwiedergabe auch über die systemseitigen Bedienelemente gesteuert werden kann. Apple Music ist kostenlos im Google Play Store erhältlich.
Zudem bieten sowohl Google als auch Apple für die jeweils andere Plattform Migrationsassistenten an, welche die einfache Datenübertragung ermöglichen sollen. Diese konnte ich allerdings nur teilweise testen. Bei dem kurzen Testen der Migrations Programme lief jedoch alles reibungslos und es ließen sich keine möglichen Probleme ausmachen. In Einzelfällen soll es jedoch passieren, dass nicht sämtliche Daten übertragen werden. Abhilfe können hier Backups und Cloudspeicher schaffen, um einem Datenverlust vorzubeugen.
FazitHier die wichtigsten Punkte:
Vorteile von Android:- Gute Verzahnung mit den Google-Diensten
- Offeneres System
- Mehr kostenlose Programme
- Always-on-Bildschirm
Nachteile von Android:- Sicherheitslücken
- Entsperrfunktion konnte im Test nicht überzeugen
- Oftmals schlechtere Performance im Vergleich zu iOS
- Häufige Fehleingaben
Bei all diesen Punkten ist zu bedenken, dass ich als jahrelanger iOS-Anwender Apples Betriebssystem gewohnt bin. Zudem weiß ich einige Hintergründe und werde allein aus Sicherheitsgründen weiterhin iOS nutzen.