iPhone 13 vs. iPhone 12: Warum Apple keinen Performance-Vergleich anstellt
Zur Präsentation neuer iPhones gehört seit Jahren ein festes Ritual: Apple hebt die gesteigerte Leistung im Vergleich zur vorigen hauseigenen Smartphone-Generation prominent hervor. Anders beim iPhone 13: Über einen möglichen Performance-Zuwachs gegenüber dem iPhone 12 verlor das Unternehmen kein einziges Wort. Stattdessen verwies man im Rahmen des "California streaming"-Events lediglich darauf, dass die neuen Flaggschiffe 50 Prozent schneller seien als die Konkurrenz, also entsprechende Geräte aus dem Android-Lager.
Leistungszuwachs geringer als bei früheren Chip-Generationen?Apple überlässt bei öffentlichen Äußerungen bekanntlich nichts dem Zufall, für das Fehlen des traditionellen Vergleichs muss es daher triftige Gründe geben. Möglicherweise fällt der Leistungszuwachs des A15 Bionic im iPhone 13 gegenüber dem A14 Bionic des iPhone 12 so gering aus, dass der kalifornische Konzern ihn nicht kommunizieren möchte. Genau das vermuten einige Branchenexperten wie etwa Jason Snell von
Macworld. In den vergangenen Jahren sei die Single-Core-Performance der SoCs aus Cupertino von Generation zu Generation um etwa 20 Prozent angewachsen, schreibt er. Diesmal liege die Vermutung nahe, dass der iPhone-Konzern die Tatsache einer wesentlich geringeren Leistungssteigerung herunterspielen wolle.
Weiterentwicklung der Axx-SoCs ins Stocken geraten?Einer der Gründe für den aller Wahrscheinlichkeit nach ausbleibenden signifikanten Performance-Schub beim iPhone 13 könnte in Apples Entwicklungsabteilung zu finden sein. Dylan Patel von
SemiAnalysis verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der kalifornische Konzern in den vergangenen zwei Jahren etliche seiner besten Chip-Designer und Ingenieure etwa an die Start-ups Nuvia und Rivos verloren hat. Das wirke sich jetzt aus, weil dadurch die Weiterentwicklung der Axx-SoCs ins Stocken geraten sei. Patel ist davon überzeugt, dass Apple daher den nächsten großen Sprung auf 2022 verschieben musste. Der A15 Bionic sei deshalb lediglich eine modifizierte Version des A14 Bionic.
Vergleich der Generationen von A12 bis A15Patel stützt diese Überzeugung unter anderem durch Apples Aussagen zu den Performance-Zuwächsen bei iPad Air und iPad mini. Der kalifornische Konzern beziffert die Leistungssteigerung des neuen kompakten Tablets mit A15 auf 40 Prozent im Vergleich zum Vorgängermodell, das mit einem A12 ausgestattet ist. Eine identische Angabe machte Apple bei der Vorstellung des aktuellen iPad Air, welches einen A14 enthält, während die 2019-Generation ebenfalls vom A12 angetrieben wurde. Der A15 Bionic im iPhone 13 dürfte daher dieselbe Performance bieten wie der A14 Bionic des iPhone 12, sich also hinsichtlich der CPU-Geschwindigkeit nicht von diesem unterscheiden.
iPhone 13 mit zwei Versionen des A15 BionicEin Hinweis auf mögliche interne Probleme könnte auch die Tatsache darstellen, dass Apple im iPhone 13 anders als bei der aktuellen Generation zwei Versionen des hauseigenen Chips verbaut. Der A15 Bionic in iPhone 13 und iPhone 13 mini verfügt über eine GPU mit vier Kernen, während der Grafikprozessor im iPhone Pro (Max) über fünf Cores verfügt. Apple betreibt also aller Wahrscheinlichkeit nach sogenanntes Chip-Binning. Bei diesem Verfahren deaktiviert man in CPUs eine oder mehrere Komponenten, welche nicht den Spezifikationen entsprechen. Anschließend lassen sie sich mit entsprechend reduzierter Leistungsfähigkeit dennoch einsetzen, müssen also nicht weggeworfen werden. In den günstigen neuen Smartphones aus Cupertino dürften also Exemplare des A15 Bionic verbaut sein, bei denen ein Grafikkern abgeschaltet ist. Dieses Vorgehen nutzt Apple offensichtlich bereits für den M1, bei dem das Unternehmen ebenfalls zwei GPU-Konfigurationen einsetzt.