iPhone 15: Das Periskop-Objektiv mit optischem Tele-Zoom kommt! Wird das den Kameramarkt erneut verändern?
Über die Validität von Gerüchten möchte ich gar nicht lange spekulieren. Entweder es kommt wie von den einschlägigen Marktbeobachtern vermutet, oder eben nicht. Im Fokus der Gerüchteküche steht derzeit, wie könnte es anders sein – das bevorstehende iPhone 15 und seine Varianten.
Zu den Spekulationen gehört, Apple könnte – zumindest im Topmodell iPhone 15 Pro Max („Ultra“) – ein sogenannten Periskop-Objektiv verbauen. Dabei handelt es sich um eine Art flach ins Gehäuse gelegtes Zoom-Objektiv mit Prisma für eine 90-Grad-Umlenkung. Weder die Technik, noch die Gerüchte dazu sind wirklich neu. Es gab und gibt bereits Smartphones mit Periskop-Optiken, und dass Apple ein solches integrieren könnte, wird ebenfalls seit Jahren vermutet. – Kurz vor Redaktionsschluss kam noch die Meldung, dass sich diese Gerüchte wohl
bestätigen.
Die hier zur Diskussion gestellte Frage ist eher, ob eine solche Lösung dem iPhone neue Impulse geben könnte und was das aus fotografischer Sicht bringen könnte. So haben Smartphones inklusive iPhone schon jetzt traditionelle Kameras weitgehend an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt. Der Kompaktkameramarkt ist nahezu tot. Nur Systemkameras, also solche mit wechselbaren Objektiven, haben nach wie vor ihre Nische bei anspruchsvolleren Amateuren und Profis.
Einer der Gründe, warum Systemkameras nicht längst das Zeitliche gesegnet haben, ist eben dieser Umstand der Wechselbarkeit der Objektive. Und die Tatsache, dass Smartphones vor allem im Tele-Bereich und bei den Zoom-Möglichkeiten arg beschränkt sind. Genau diese Bereiche adressieren miniaturisierte Periskop-Objektive. Sie ermöglichen lange Brennweiten im Bereich deutlich über ca. 77 mm Kleinbildäquivalent, wie beim "Teleobjektiv" des iPhone 14 Pro und optische Verstellmöglichkeit der Brennweite, was mit herkömmlichen Smartphone-Kameras nur über digitalen Zoom realisierbar ist. Digital-Zoom ist aber nichts anderes, als eine Skalierung und Neuberechnung der Bilder, was stets mit qualitativen Einbußen einher geht.
Doch Periskop-Optiken für Smartphones haben ihre eigenen technischen Hürden. So ist beispielsweise eine aufwendigere Konstruktion mit mehreren zueinander verstellbaren Linsen erforderlich. Das bedeutet komplexe Mechanik und die ist ein möglicher Schwachpunkt bei der Zuverlässigkeit und Haltbarkeit. Außerdem sind Zoom-Objektive weniger Lichtstark als Festbrennweiten und optisch schwieriger zu kontrollieren. Das bedeutet einen höheren Aufwand bei der Bildaufbereitung durch Computational Photography, denn der Lichtverlust muss durch höhere ISO-Einstellungen und nachträgliche Rauschreduzierung kompensiert werden, will man die bei Smartphones üblichen Point-and-Shoot-Qualitäten nicht zu stark einschränken. Schließlich will man sein Smartphone nicht extra auf ein Stativ montieren, um mit langen Belichtungszeiten umzugehen und Verwacklungen zu vermeiden.
Das dürften auch Gründe sein, warum Apple sich bislang nicht an Periskop-Lösungen getraut hat. Sollte sich das mit dem iPhone 15 ändern, ist bei Apples Historie davon auszugehen, dass sie Mittel und Wege gefunden haben, die Nachteile solcher Systeme deutlich zu verringern. – Hoffentlich.
Andere Einschränkungen von Smartphone-Kameras werden damit aber nicht ausgemerzt. Etwa, dass Smartphones keine verstellbare Blende besitzen und die kleinen Sensoren nicht auf optischem Wege für einen überzeugenden Bokeh-Effekt sorgen können, wie er mit Systemkameras mit deutlich größeren Sensoren möglich ist.
Angenommen die Gerüchte treffen zu (wovon inzwischen ausgegangen werden kann), wird das den Markt für Systemkameras weiter unter Druck setzen? Die Möglichkeit besteht durchaus. Schon jetzt setzen auch Profis immer häufiger Smartphones für bestimmte Szenarien ein, einfach weil sie so viel praktischer sind und die Bildqualität in sehr vielen Fällen schlicht ausreicht. Ich selbst greife immer häufiger mal zum iPhone statt zur Systemkamera. Meist nur, um etwa bei Produktaufnahmen ein beim Hauptshooting vergessenes Detail nachträglich einzufangen, oder wenn es aus Platzgründen mit der dicken Kamera einfach zu umständlich wäre. Bei privaten Ausflügen oder gesellschaftlichen Anlässen wird der Griff zur Kameratasche auch immer seltener.
Die Ergänzung einer Periskopkamera könnte das fotografische Einsatzspektrum von iPhones nochmals deutlich erweitern. Natürlich bleiben zunächst Fragen offen. Nicht nur zur Qualität, sondern auch, welche Brennweitenbereiche damit abgedeckt werden können. Ich persönlich gehe auch nicht davon aus, dass das iPhone mit Periskopkamera ein echter Todesstoß für Systemkamera wird. Doch der schleichende Prozess der „Smartphonisierung“ von Fotografen dürfte damit ein Stück weiter voran getrieben werden.
Unter den MTN-Lesern gibt es bekanntlich viele Foto-Freunde mit Systemkameras. Wie ist Ihre Einschätzung dazu? Könnte ein iPhone mit Tele-Zoom Sie zum Kauf bewegen? Und wird das Ihre Art der Kameranutzung verändern?