iPhone mit RCS ("Kaufen Sie Ihrer Mutter ein iPhone!"), Jobs’ Vermächtnis: Cook, Ive und Laurene Powell Jobs im Interview
Für ihr letztes Interview im Rahmen der Code Conference, deren Leitung sie nach der diesjährigen Veranstaltung abgab, hatte sich Kara Swisher eine illustre Runde eingeladen. Tim Cook und Jony Ive sowie Laurene Powell Jobs standen der bekannten Tech-Journalistin ausführlich Rede und Antwort. Breiten Raum nahm bei dem Gespräch unter anderem das Vermächtnis von Steve Jobs ein. Der Apple-Mitgründer war vor zwanzig Jahren Swishers erster Gesprächspartner auf der Konferenz, die damals noch als „D: All Things Digital“ firmierte.
Tim Cook: Steve Jobs wäre stolz auf das heutige AppleApple hat sich seit dem Tod von Steve Jobs im Jahr 2011 erheblich verändert und sowohl technisch als auch wirtschaftlich enorm weiterentwickelt. Was der Unternehmensgründer dazu heute sagen würde, wollte Swisher von ihren drei Gesprächspartnern wissen. Tim Cook ist der Überzeugung, dass Jobs stolz auf den Konzern wäre. Die Innovationen, welche Apple mit dem iPhone 14 und den neuen Modellen der Apple Watch in diesen Tagen vorstelle, entsprächen den Prinzipien, welche sein Vorgänger aufgestellt habe. Beim Blick auf die Welt im Allgemeinen sehe das aber anders aus, waren sich Cook, Laurene Powell Jobs und Apples früherer Chef-Designer Jony Ive einig. Die aktuelle Situation würde Steve Jobs in vielerlei Hinsicht zutiefst beunruhigen, aber zugleich auch wütend machen. Andererseits wäre der Apple-Mitgründer sicher zufrieden damit, wie das Unternehmen sich etwa für die Privatsphäre der Nutzer sowie Umwelt- und Klimaschutz engagiere.
Apple-Chef über RCS: „Kaufen sie ihrer Mutter ein iPhone!“Klare Worte fand Tim Cook in seiner Antwort auf die Frage zu einem Feature, das von iPhones nicht unterstützt wird: den unter anderem von Google heftig beworbenen Messaging-Standard Rich Communication Services, kurz RCS (siehe
). „Ich kann nicht feststellen, dass unsere Nutzer sich von uns in dieser Hinsicht mehr Energie wünschen“, so der Apple-Chef. Der Fragesteller schilderte ihm daraufhin seine persönliche Situation: Er besitze ein iPhone, seine Mutter hingegen ein Android-Smartphone. Er könne mit ihr also lediglich per SMS kommunizieren und weder Videos noch Fotos austauschen. Tim Cooks knappe und unmissverständliche Reaktion: „Kaufen sie ihrer Mutter ein iPhone!“
Jony Ive: Menschen sind immer noch körperliche WesenWeniger kontrovers ging es zu, als das Thema Design zur Sprache kam, insbesondere im Zusammenhang mit der Benutzung von Geräten. Die Herausforderungen hätten sich in den vergangenen Jahren nicht geändert, konstatierte Jony Ive. Touch-Interfaces seien zwar praktisch, „Menschen sind aber immer noch körperliche Wesen, deshalb könnte der Trend wieder mehr zu physischen Bedienelementen gehen“, so der Designer. Das gelte etwa für Autos. Wie ein von ihm entworfenes Fahrzeug aussehen würde, wollte Ive allerdings nicht sagen. Laurene Powell Jobs ist der Ansicht, das weder ihr verstorbener Mann noch Tim Cook Gefallen am Design von Tesla finden würden. Sie selbst bevorzuge „schöne alte Modelle“, schätze aber durchaus das Sicherheitsniveau der Fahrzeuge des kalifornischen Elektroauto-Unternehmens.
Steve Jobs war neugierig, echt, strahlend und überraschendZum Abschluss des Interviews, in dem sich Tim Cook auch noch zum Wettbewerb auf dem Smartphone-Markt äußerte, sollten alle Beteiligten Steve Jobs mit einem einzigen Wort charakterisieren. Während der aktuelle Apple-CEO den Unternehmensgründer als „neugierig“ bezeichnete, nannte Jony Ive ihn „echt“ („pure“). Für Laurene Powell Jobs war ihr verstorbener Mann „strahlend“. Kara Swisher empfand Steve Jobs nach eigenem Bekunden als „überraschend“.