iPhones erkennen Abseits: englische Premier League nutzt iPhone 14 für Entscheidungen
Die Abseitsregel im Fußball ist ein stetiger Quell von Verwirrung und Diskussion. Das erstmals im Rugby eingeführte Gebot will verhindern, dass ein Spieler dauerhaft im Strafraum des Gegners verweilt und lediglich darauf wartet, dass ihm der Ball zugespielt wird. Anhand der Positionen von Angreifern und Verteidigern wird entschieden, wann ein Pass vors Tor legitim ist – und wann abgepfiffen wird. Klingt kompliziert, ist es auch. Insbesondere die definitive Positionserkennung von Ball, Verteidigern und Angreifer zum exakten Zeitpunkt der Ballberührung war und ist Auslöser für erhitzte Diskussionen auf und neben dem Spielfeld. Eine
iPhone-Phalanx soll nun in der englischen Premier League bessere und schnellere Entscheidungen treffen.
Der Anbieter der maßgeschneiderten Lösung ist die Firma
Genius Sports, die ein ähnliches System bereits für Basketball etabliert hat. Für die Abseitserkennung kommt eine mittlere zweistellige Anzahl an iPhones zum Einsatz. Sie werden teilweise in gekühlten Spezialgehäusen untergebracht; darin finden bis zu vier einzelne Smartphones Platz. Die Smartphone-Kameras nehmen dauerhaft Bilder auf. Anstatt auf menschliche Auswertung der Aufnahmen zu setzen, erzeugt die vom Hersteller „Machine Intelligence Software“ genannte proprietäre Lösung ein Bewegungsmodell von Ball und sämtlichen Spielern auf dem Platz. Auf diese Weise sollen nahtlose Bewegungen nachvollzogen werden; zwischen 7000 und 10000 Punkte pro Spieler werden jederzeit getrackt.
Dynamische Framerate-AnpassungMit den auf diese Weise generierten Spielermodellen soll das Problem der Okklusion umgangen werden. Dies beschreibt den Umstand, dass im exakten Moment des Ballkontakts gerade kein Einzelbild aufgenommen wird. Das intern „Dragon“ genannte System soll automatisch erkennen, wenn eine mögliche Abseitssituation naht; dann steigern einige iPhones dynamisch die Aufnahmefrequenz. Auf diese Weise ließen sich Positionen sämtlicher Körperteile aller beteiligten Spieler im dreidimensionalen Raum zum Zeitpunkt des Ballkontakts zuverlässig erfassen, demzufolge automatisch Abseitsregelbrüche erkennen lassen, verspricht der Hersteller.
Siri für den Schiri?Für die nächste Fußballsaison sollen alle Spiele der britischen Premier League unter Dragon-Beobachtung ablaufen. Mindestens 28 einzelne iPhones der vorletzten Generation kommen dabei zum Einsatz; Dragon lässt sich auf bis zu 100 einzelne Geräte erweitern. Genius Sports gibt an, bereits seit mehreren Jahren testweise in englischen Stadien das Dragon-System zu betreiben. Wie akkurat Dragon erkennen könne, insbesondere im Vergleich zur VAR-Methode, bei der drei Schiedsrichter Zeitlupenaufnahmen auswerten, konnte oder wollte der Hersteller aber nicht beziffern. Das ist eventuell der Komplexität der Spielregel selbst geschuldet: Selbst die generell eher zurückhaltend bebilderte Wikipedia bemüht acht schematische Darstellungen, um die
Abseitsregel zu erklären.