iPhones knacken per Box – mit iOS 12 ist GrayKey wirkungslos geworden
Einige Monate lang war ein Traum für Ermittlungsbehörden wahr geworden, denn die bislang als fast unknackbare geltende iPhone-Festung ließ sich über spezielle Hardware einnehmen. Möglich machte dies eine kleine Box namens "GrayKey". Schloss man ein iPhone via Lightning an das Gerät an, so schleuste die Box einen Exploit ein, um anschließend alle möglichen Pin-Kombinationen durchprobieren zu können. Während iOS normalerweise bei falschen Pin-Eingaben eine Zeitstrafe vergibt, umging GrayKey diese Maßnahme.
Einen sechsstelligen Code zu knacken, dauerte damit im Durchschnitt 11 Stunden, im schlechtesten Fall 22 Stunden. Vierstellige Codes waren hingegen innerhalb weniger Minuten ausgehebelt. Mit iOS 11 konnte Apple die ausgenutzte Sicherheitslücke offensichtlich nicht schließen, wohl aber die Funktionsweise von GrayKey einschränken. Der Lightning-Anschluss deaktiviert sich nämlich nach gewisser Zeit – anschließend kann auch GrayKey nichts mehr ausrichten.
Mit iOS 12 ist die Entsperr-Party nun aber wohl endgültig vorbei. Wie der Sicherheitsspezialist ElcomSoft bestätigt, schob Apple dem verwendeten Angriffsszenario einen wirkungsvollen Riegel vor. Diesmal ist es aber nicht nur die empfindliche Einschränkung des Zeitfensters, sondern tiefgreifender. ElcomSoft gibt an, dass man die genaue Funktionsweise des neuen Schutzverfahrens bislang nicht nachvollziehen könne. Eventuell habe Apple den Kernel strikter abgeschottet – oder vielleicht auch die Überprüfung von Konfigurationszertifikaten umkonzipiert. Fakt sei jedoch: GrayKey funktioniert mit iOS 12 nicht mehr.
Im Sommer hatte sich der GrayKey-Hersteller Grayshift noch zuversichtlich gezeigt, dass iOS 12 kein Problem darstelle – die neuen Sicherheitsvorkehrungen lassen sich ebenfalls umgehen, so die Überzeugung. Zu viel Optimismus, wie sich nun herausstellte. Wie viele Behörden sich seit Frühjahr 2018 mit den GrayKey-Boxen eingedeckt haben, ist unbekannt – der Wert jener Investition ist nun aber jedenfalls in den Keller gerauscht. Fortan bedarf es wohl wieder Sicherheitsspezialisten, die Rechnungen in Millionenhöhe für das Eindringen in iOS-Systeme ausstellen.