iPhones selbst reparieren: So funktioniert Apples neues Programm
Ein knappes halbes Jahr ist es her, dass Apple ein neues Reparaturprogramm ankündigte. Dabei handelt es sich um eine weitreichende Änderung der bisherigen Geschäftspolitik. Erstmals will Apple nämlich Ersatzteile direkt an Endkunden verkaufen, wohingegen man sich früher stets an zertifizierte Apple-Händler bzw. an Apple selbst wenden musste. Freiwillig geschah der Wandel natürlich nicht, denn zuvor hatte Apple stets gegen alle Bestrebungen gekämpft, Reparaturen einfacher zu gestalten. Auf massiven Druck hin erklärte sich das Unternehmen allerdings zu mehreren Zugeständnissen bereit. Von vielen Seiten wurde die Kritik nämlich immer lauter, staatliches Eingreifen drohte in den USA und weiteren Ländern.
Reaktion auf harsche KritikWie es der Gründer von iFixit im vergangenen November kommentierte: Apple habe "zynisches Lobbying" gegen ein Recht auf Reparierbarkeit betrieben, zudem befinde sich die Branche gerade "auf dem dunklen Pfad der Obsoleszenz". Ähnlich sahen es auch Apples Anleger, die vor einem Jahr schon Rechenschaft über Apples "wettbewerbswidrigen Reparaturrichtlinien" forderten. Dies erfolgte in Einklang mit gesetzlichen Initiativen verschiedener Länder – dem von Apple massiv bekämpften "Right to Repair" begegnete das Unternehmen schließlich damit, die Bedingungen selbst zu lockern. Der Schritt sorgte direkt für Lob, denn mehrfach hieß es, Apple lasse den Bekenntnissen zur Nachhaltigkeit nun wichtige Taten folgen.
USA: iPhones selbst reparieren und Ersatzteile bestellenJetzt hat Apple den offiziellen Startschuss gegeben, wenngleich das Programm zunächst nur in den USA anläuft. Europa soll allerdings noch in diesem Jahr folgen, wie es in der
Pressemitteilung heißt. Wer sich entsprechendes handwerkliches Geschick zutraut, kann in Zukunft Reparaturen mit Originalteilen vornehmen, die früher nur bei autorisierten Anbietern erlaubt waren. Zu beziehen sind alle Komponenten im neuen "
Self Service Repair Store", wo sich auch Handbücher und Dokumentationen herunterladen lassen. Momentan gibt es Ersatzteile für iPhones der Serien 12, 13 und SE (2022) samt offizieller Werkzeuge und Schrauben. Apple erwähnt explizit, dass es sich um "Out of warranty"-Reparaturen handelt, also Instandsetzungen außerhalb der Garantie.
Ablauf des BestellvorgangsNach Auswahl der angestrebten Reparatur sind die Preise der Bauteile sichtbar. Wer anschließend die defekte Komponente einschickt, erhält übrigens eine Gutschrift in Höhe von 15 Prozent des Teilepreises. Ein Beispiel: Das "iPhone 12 Pro Max Display Bundle" kostet 311,95 Dollar, 33,60 Dollar erstattet Apple dann aber für das ausgetauschte Display. Den effektiv anfallenden 278,35 Dollar stehen 329 Dollar für eine Reparatur im Apple Store gegenüber. Vor der Bestellung fragt Apple die IMEI des jeweiligen Smartphones ab, außerdem muss man eine "Reparatur-ID" eingeben. Diese ist im Handbuch zu finden und soll belegen, sich ausreichend mit dem Schriftstück beschäftigt zu haben.
Apple bietet gleichzeitig auch Werkzeuge
zur Miete an – und zwar zwei komplette Koffer voller Utensilien. Das Gewicht liegt bei rund 35 Kilo, der Mietpreis bei 49 Dollar pro Woche. Wer absolut sicher sein möchte, jeglichen Handgriff durchführen und nicht an fehlenden Werkzeugen zu scheitern, erhält damit die Gewissheit.