iPod-Vordenker Tony Fadell: „Apple muss die iPhone-Sucht bekämpfen“
Tony Fadell, der bei Apple einst die Vorreiterrolle bei der iPod-Entwicklung übernahm, warnt in einem offenen Brief vor der Suchtgefahr durch Smartphones. Um das weit verbreitete Problem in den Griff zu bekommen, seien bestimmte Maßnahmen wie die bessere Kontrolle der eigenen Smartphone-Nutzung vonnöten. Dazu bedürfe es Software-Lösungen von Anbietern wie Apple.
Problem der ausufernden Smartphone-VerwendungAuf den ersten Blick erscheine das Gadget, das inzwischen jeder dritte Mensch auf der Welt verwendet, wie ein Segen,
so Fadell: „Für Erwachsene wie Kinder hat sich das Leben seit der Vorstellung des iPhone verändert. Wir haben ständig verfügbare Dienste E-Mail, Messaging und Banking den ganzen Tag bei uns – und wir nutzen diese mehr, als wir uns bewusst machen.“
Das Problem: „Es gibt keinen Konsens darüber, was eine ‚gesunde Nutzung‘ des Smartphones ausmacht. Wir benötigen Daten, um daraus nützliche Empfehlungen abzuleiten.“ Als Analogie könne gesundes Essen dienen: „Von Wissenschaftlern wissen wir, welche Menge an Kohlenhydraten oder Proteinen für unsere Ernährung gesund sind. Zudem besitzen wir Waagen, die uns zeigen, wenn wir übergewichtig sind.“ Auf das Smartphone übertragen sei dagegen nicht klar, was genau gut oder schlecht für den Anwender ist. Nutzern fehle die Orientierung dafür, was bei der Gadget-Nutzung ungesunde Auswirkungen hat.
„Wir brauchen eine Waage für unser digitales Gewicht“Fadell sieht die Lösung in einer Art „digitaler Waage“, die Anwender auf eine übermäßige Nutzung des jeweiligen Geräts hinweist. Apple etwa könne in iOS Tracker für das Nutzungsverhalten einbauen, die Anwendern umfangreiche Informationen dazu liefern, wie lange zum Beispiel ein bestimmter Messaging-Dienst pro Tag im Einsatz war.
Die dazugehörigen Daten könnten wie ein Kalender dargestellt werden, um übersichtlich auf die jeweiligen Nutzungsszenarien aufmerksam zu machen: „Man kann es sich wie eine Gesundheits-App vorstellen, die Schritte, den Herzschlag oder die Schlafqualität ermittelt.“ Nutzern sei es so möglich, sich persönliche Ziele zu setzen und beispielsweise WhatsApp täglich nur für eine festgelegte Maximalzeit zu verwenden. Auch sei es denkbar, einzelne Nutzungsmodi für Anwendungsfälle wie das Lesen von E-Books einzuführen, die Benachrichtigung und andere, potenziell störende Systemfunktionen vorübergehend deaktivieren.
Vor allem für Apple sei es ein leichtes, entsprechende Software-Lösungen zu entwicklen, so Fadell. Der iPhone-Hersteller könnte damit nicht nur für die eigenen Kunden ein praktisches Tool bereitstellen, sondern auch eine branchenweite Vorreiterrolle übernehmen.