18 Jahre iTunes: Der Aufstieg und Fall von Apples Kult-Medienplayer
iTunes 7 – Hollywood kommt nach CupertinoSteve Jobs war schon lange kein Unbekannter mehr in Amerikas Filmhochburg L.A. Mit seinem Animationsfilmstudio Pixar feierte er seit „Toy Story“ Mitte der 1990er einen Blockbuster nach dem anderen, wobei Filme wie „Findet Nemo“, „Monster AG“ und „Das große Krabbeln“ nicht nur Fans, sondern auch Kritiker begeisterten. 2005 kaufte Disney Pixar für 7,4 Milliarden US-Dollar und machte Pixar-CEO Jobs gleichzeitig zum Milliardär und größten Disney-Einzelaktionär.
Die Verhandlungen mit den Filmstudios gestalteten sich aber schwieriger als gedacht, da in Hollywood die gleichen Ressentiments über ein Internet-Angebot vorherrschten wie ein paar Jahre zuvor in der Musikindustrie. Schließlich konnte Jobs die Filmbosse aber davon überzeugen, dass auch die Zukunft der Filmindustrie so oder so im Internet liegt – Hollywood sah schließlich ein, dass sich Filmfans solange illegal in P2P-Tauschbörsen bedienen, wie es keine attraktive legale Alternative gibt.
Nach der Umstellung des kompletten Mac-Sortiments auf Intel-Prozessoren innerhalb von nur 9 Monaten konnte Steve Jobs im September 2006 den nächsten großen Erfolg verkünden: Apple hatte sich zumindest mit einigen Filmstudios (Walt Disney Pictures, Pixar, Touchstone Pictures und Miramax Films) geeinigt und konnte endlich auch Filme im iTunes Store anbieten. Zu Beginn standen etwa 75 Filme in annähernder DVD-Qualität zur Verfügung.
Ab März 2007 brachte das Apple TV, welches Steve Jobs wegen des durchwachsenen Erfolgs stets als Hobby bezeichnete, Filme auch an den heimischen Fernseher, sodass gar kein Mac mehr für den Kauf bzw. die Wiedergabe nötig war. Die Verhandlungen mit internationalen Rechteinhabern zogen sich aber weiterhin in die Länge, sodass deutschsprachige Filme erst ab 2009 in iTunes vertreten waren.
Aber Apple weiterte nicht nur das Angebot innerhalb des iTunes Store aus, sondern widmete sich auch neuer Funktionen und Verbesserungen des Bestehenden. Die Software wurde auf Geschwindigkeit optimiert, das Interface nochmals modernisiert und eine neue Musikansicht hinzugefügt – Cover Flow. Diese erlaubte es, durch Albumcover durchzublättern wie durch eine LP-Sammlung. Der Skeuomorphismus-verliebte Jobs setzte also nicht nur beim Aussehen von Software auf das Imitieren von Gegenständen aus dem realen Leben, sondern in dem Fall auch bei der Funktionsweise.
iTunes war zwar schon seit einem Jahr wegen TV-Serien und Musikvideos längst nicht mehr nur was für Ohren – aber erst mit dem Filmangebot wurde die frühere Jukebox zur vollständigen Medienzentrale, die die Mac-Plattform immer attraktiver machte. Obendrein wurde iTunes endgültig zur Apple-Medienschnittstelle, die nicht nur Inhalte anbot und verwaltete, sondern auch Apples langjährige Hardware-Cash-Cows (iPhone und iPod – später auch iPad) mit dem Mac verband.
2008 führte Apple trotz des anfänglichen Widerstands von Steve Jobs eine neue Funktion in iTunes 7 ein – den App Store für das iPhone. Damit wurde iTunes nicht nur zu einer Software-Zentrale; das iPhone bot nun schier unendlich viele Möglichkeiten für kreative Programmierer und wurde so noch attraktiver für Kunden. Apple bezeichnete den Durchbruch in Hollywood und die weiteren Optimierungen in iTunes 7 als „signifikanteste Verbesserung von iTunes seit der ersten Version“.