18 Jahre iTunes: Der Aufstieg und Fall von Apples Kult-Medienplayer
iTunes 12 – Neues Yosemite-Design; neues Streaming-Angebot Die aktuelle Version von iTunes erschien am 16. Oktober 2014 und passte sich optisch an das flache Design des gleichzeitig veröffentlichten OS X Yosemite an. Schon im September hatte Apple auf einen PR-Coup gehofft: Bei der Präsentation der neuen iPhones und der Apple Watch verkündete Tim Cook stolz, dass alle iTunes-Nutzer mit einer Apple ID das neue U2-Album „Songs of Innocence“ gratis erhalten.
Der New York Times zufolge koste das Präsent Apple über 100 Millionen US-Dollar – die Summe beinhaltet alle Zahlungen an U2 und das Plattenlabel Universal sowie die Kosten für die weltweite Werbekampagne. Was Stürme der Begeisterung auslösen sollte, geriet allerdings in den Folgewochen mehr und mehr zum Marketing-Bumerang. Viele iTunes-Nutzer beschwerten sich darüber, dass „Songs of Innocence“ automatisch in der eigenen Wiedergabeliste erschien und bei aktiviertem „automatischen Download von Käufen“ sogar ohne weiteres Zutun heruntergeladen wurde.
Sänger Bono und seine Bandkollegen entschuldigten sich schließlich via Facebook dafür. Apple schaltete extra eine Supportseite, auf der erklärt wurde, wie man das Album wieder los wird.
Mit Sorge beobachteten die Apple-Verantwortlichen seit längerem die sinkenden Musikverkäufe im iTunes Store – stattdessen boomen inzwischen Abo-Dienste wie Spotify. Was vor vielen Jahren noch Steve Jobs’ feste Überzeugung war, nämlich dass Menschen Musik besitzen wollen und nicht leihen, ist unter Tim Cook angesichts der Beliebtheit von Spotify und Co. längst kein Dogma mehr.
Der Unterschied zu 2003 ist, dass inzwischen eine ganze Generation mit weitgehend kostenlosen Online-Angeboten wie YouTube und Internet-Radio groß geworden ist. Zudem ist das Internet heute viel günstiger und durch Mobilgeräte deutlich verbreiteter als noch zu Jobs' Zeiten, sodass Streaming-Dienste inzwischen vertraut sind und an den meisten Orten verwendet werden können – auch unterwegs.
Die Antwort gab Apple im Juni 2015, als der neue Streamingdienst Apple Music an den Start ging. Jahre später als von vielen Marktbeobachtern erwartet betrat Apple diesen neuen Markt, musste aber zunächst sehr schlechte Kritiken einstecken. Vor allem bemängelt wurde die umständliche Nutzerführung und die teils schwer zu verstehende generelle Bedienung. Dass der behäbige iTunes-Moloch noch einen weiteren Dienst erhielt, tat dem Gesamtpaket wohl nicht gut - und die Aussage, Apple Music leide unter iTunes, ist nicht ganz von der Hand zu weisen.