18 Jahre iTunes: Der Aufstieg und Fall von Apples Kult-Medienplayer
Napster, Winamp und der MP3-BoomEs ging ein Gespenst um in der amerikanischen Musikindustrie, dessen Name bald weltweit zum Synonym für raubkopierte Musik werden sollte: Napster. Was den Verantwortlichen der Musik-Labels Angstschweiß auf die Stirn trieb, begeisterte zur Jahrtausendwende hingegen vor allem junge Musikfans – mit nur einem Klick lieferte die Peer-to-Peer-Musiktauschbörse all die Songs und Alben gratis auf dem heimischen Rechner, die vorher nur auf teuren CDs im Laden gekauft werden konnten.
Möglich machte dies das MP3-Format, welches durch geschickte Komprimierung nur noch etwa ein Zehntel des Speicherplatzes eines CD-Tracks benötigte. So konnte Napster selbst 56k-Modem-geplagten Nutzern, deren Internetverbindung nichtmal kleine Bilder in einem Rutsch lud, einzelne Songs schon innerhalb von 10 Minuten liefern – das bedeutete völlig neue Möglichkeiten und eine Revolution des Medienkonsums, wenn man die damals teuren Minutentarife der Internet-Provider im Hinterkopf hat. Anschließend wurde nur noch ein geeigneter Player benötigt, der das MP3-Format der heruntergeladenen Songs abspielen konnte.
Durch das sich exponentiell verbreitende Raubkopier-Eldorado Napster wurden MP3-Player bald zu einer ebenso wichtigen PC-Software wie Internetbrowser oder Mailprogramm. Dies verhalf der kleinen Entwicklerschmiede Nullsoft zum Durchbruch. Der hauseigene Softwareplayer Winamp war genau auf die Bedürfnisse von Menschen mit einer großen MP3-Sammlung zugeschnitten und entwickelte sich zu einem der beliebtesten Windows-Programme Ende der 1990er-Jahre. Das Erfolgsrezept bestand aus reichlich Features wie Skins sowie Playlisten, ressourcenschonender Arbeitsweise und dem unschlagbaren Preis – der Player war gratis.
Auch bei Apple bemerkten die Verantwortlichen den Trend hin zu MP3-Musik und erkannten besorgt, dass es für den Mac keine ebenbürtige Software gab; der Quicktime-Player war mit seinen rudimentären Funktionen jedenfalls keine Konkurrenz für den Windows-Platzhirsch Winamp.
Um den Anschluss an den MP3-Trend nicht vollends zu verlieren, suchte Apple also händeringend nach einer Möglichkeit, es mit dem Windows-exklusiven Winamp aufnehmen zu können und entschloss sich schließlich dazu, eine geeignete Software einzukaufen statt selbst zu entwickeln – ähnlich wie beim Nachfolger des Betriebsystems Mac OS 9.