18 Jahre iTunes: Der Aufstieg und Fall von Apples Kult-Medienplayer
iTunes 1 – Die „Musik-Revolution“Der Mac als Medienzentrale war der große Aufhänger der Macworld 2001. Während viele Journalisten Macs und PCs Anfang der 2000er-Jahre schon als langweilig abtaten oder gar deren Ende prophezeiten, ging Steve Jobs in die Offensive – der Personal Computer werde nicht sterben, so Jobs, sondern ganz im Gegenteil sogar wichtiger denn je werden und neue Einsatzfelder erschließen.
Der nächste große Trend sei „Digital Lifestyle“; die mittlerweile allgegenwärtigen Handys, tragbaren CD- und MP3-Player (iPods gab es noch nicht), Camcorder, DVD-Player und Digitalkameras benötigen einen „Digital Hub“, also einen zentralen Knotenpunkt, so Jobs. Diese Rolle solle der Mac übernehmen, da der Rechner die Fähigkeiten der einzelnen Geräte nicht nur mit viel Speicher und guten Programmen ergänzen könne, sondern obendrein eine Verbindung der einzelnen Devices untereinander ermögliche. Ein Camcorder etwa könne erst mit iMovie sein ganzes Potential ausspielen und sei in Verbindung mit der Videoschnitt-App gar 10mal mehr wert als ohne.
Das gleiche gelte für tragbare Musikplayer. Wegen des platzsparenden MP3-Formats kopierten immer mehr Nutzer ihre CDs auf den heimischen Rechner und erstellten eigene Playlisten für jeden Anlass. Da ebendiese Playlisten umgekehrt auch wieder auf CD gebrannt werden können, erschlossen sich seinerzeit ganz neue Möglichkeiten für Musik-Fans – eine „Musik-Revolution“, so Jobs.
Was vorher nur umständlich mit Audiokassetten zu bewerkstelligen war, ging jetzt mit all der Qualität und dem Komfort, den ein digitales Format zu bieten hat. Freilich erwähnte Jobs nicht die andere große iTunes-Zielgruppe: Nutzer von Napster oder anderen Filesharing-Diensten, die die von dort bezogenen Songs auf dem Mac abspielen, organisieren und an mobile Player schicken wollten.
Jobs sah einige große Probleme bei den seinerzeit populären Software-Musikplayern wie RealPlayer und Windows Media Player (Winamp erwähnte er nicht), die iTunes beseitigen sollte. Die Apps seien einerseits zu komplex und überladen mit Features, andererseits aber an anderen Stellen wiederum zu eingeschränkt – manche Player erlaubten z.B. kein Erstellen von MP3s und/oder drosselten die CD-Brenngeschwindigkeit; die Entfernung dieser Restriktionen kostete Geld, meist um die 30 US-Dollar.
iTunes bot dagegen ein puristisches Interface inklusive Brennoption und Visualisierungen. Mac-typisch sollte die Oberfläche selbsterklärend sein und dem Nutzer einen möglichst einfachen Einstieg in die digitale Musik geben. Beim Erstellen von MP3s gab es keine Beschränkungen. Großer Jubel brandete bei der Macworld in San Francisco im Saal auf, als Jobs verkündete: „iTunes ist gratis!“ Die erste Version lief noch unter Mac OS 9 – Mac OS X (10.0) veröffentlichte Apple erst zwei Monate später.