Push-Nachrichten von MacTechNews.de
Würden Sie gerne aktuelle Nachrichten aus der Apple-Welt direkt über Push-Nachrichten erhalten?

macOS Big Sur und dessen neue UI: „Das Comeback von Spaß beim Visual Design“

Apple hat mit der neugestalteten Benutzeroberfläche von macOS Big Sur nach Jahren des minimalistischen Flat Designs visuell nochmal für frischen Wind gesorgt. App-Entwickler und Design-Experte Michael Flarup begrüßt die Neuerungen des User Interface von macOS Big Sur. Ihm zufolge kommt mit den UI-Neuerungen der Spaß am Visual Design zurück.


Der Wechsel zu Flat Design bei iOS 7
Um zu verstehen, wie wegweisend die Neuerungen beim User Interface von Big Sur sind, sei ein Blick zurück in das Jahr 2013 vonnöten, so Flarup. Seinerzeit stellte Apple mit iOS 7 erstmals die von damaligen Designchef Jony Ive (der eigentlich im Industriedesign zuhause war) maßgeblich vorangetriebene minimalistische UI vor, die auf flache Abbildungen, große Weißflächen und Magazin-artige Schriften setzte. Zu den damaligen Grundsätzen gehörte es, dass ein Interface zurückhaltend ist und nicht durch visuelle Extravaganzen auffallen darf.

Alle Bedienelemente sollen möglichst unauffällig gestaltet sein, um nicht von den eigentlichen Inhalten abzulenken. Visuell aufwendiges UI-Design aus Selbstzweck war nicht mehr gefragt. Stattdessen lautete das Credo: So wenig Interface wie möglich. Nach Jahren skeuomorphistischer Oberflächen, die reale Objekte detailliert nachahmten, erschien das Flat Design im Jahr 2013 überaus modern. Zudem bedeutete der neue Minimalismus eine „Demokratisierung“ des UI-Designs, so Flarup. Da die Ansprüche an die ästhetische Anmutung von Benutzeroberflächen nicht mehr so ausgeprägt wie zuvor waren, konnten schneller und mit weit weniger Vorkenntnissen als zuvor passende Gestaltungen umgesetzt werden.


Abbau von Flat Design bei iOS (Quelle: Applypixels)

macOS Big Sur bringt wieder mehr Leben in die UI
Flarup sprach sich jedoch schon vor Jahren für eine Rückkehr zu mehr Skeuomorphismus aus. Flat Design sei zwar zweckmäßig, aber verglichen mit früheren UI-Grundsätzen steril, leblos und weitgehend frei von Emotionen. Es fehle der Spaß und die im Gedächtnis bleibenden Einfälle früherer Jahre.


Icons von macOS Big Sur (Quelle: Applypixels)

Apple kehrt mit macOS Big Sur laut Flarup endlich wieder zurück zu früheren Ästhetik-Grundsätzen. Nachdem das Unternehmen das Flat Design schon in iOS 13 in Teilen zugunsten plastischer Darstellungen zurückfuhr, sei jetzt das Mac-Betriebssystem im großen Stil an der Reihe. Die Icons beispielsweise sind durch die einheitliche Formmischung aus Kreis und Quadrat nicht nur an ihre iOS-Pendants angepasst, sondern weisen zudem Plastizität und einheitliche Belichtungseffekte auf. Der Effekt wird als „Neumorphismus“ bezeichnet, der im Unterschied zum Skeuomorphismus nicht mehr unbedingt reale Objekte nachahmen muss, sondern detailliertere und plastischere 3D-Anpassungen zum Ziel hat. So soll das Interface plastischer und lebhafter erscheinen. Flarup sieht darin die Chance, wieder mehr Freude, Emotion und Lebendigkeit über die Benutzeroberfläche auszudrücken.

Kommentare

Ely
Ely07.07.20 15:44
Ich finde die Abkehr vom (sehr unergonomischen) Flat Design sehr gut. Was vorher zu viel war, war ab iOS7 zu wenig. Big Sur geht den in meinen Augen genau richtigen Mittelweg.
+20
Steffen Stellen07.07.20 16:30
Ich sehe die Abkehr vom Flat Design gar nicht so sehr. Er hat zwar ein paar Beispiele angeführt, wo dies der Fall ist, insgesamt ist das aber alles noch ziemlich Flat.
+10
winfel07.07.20 18:24
In iOS kann man die Abkehr vom Flat Design schon sehen, wobei das auch echt eine Nummer war. Es ist ja oft so, dass Apple bei Trends lange braucht, bis sie dann auch aufspringen – aber dann machen sie es richtig. Bei iOS haben sie das auf jeden Fall so gemacht. Nachdem in vielen Bereichen schon die Flat-Design-Welle rollte sprang Apple auf und haute voll rein. Keine Plastizität, keine optische Unterstützung von Unterschieden, vollständig das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Als wenig später Google das Material-Design vorstellte, redeten zwar viele auch da noch über Flat Design, dabei basiert Material Design auf Flächen in Ebenen, die durch Helligkeitsabstufungen und Schattenwürfe als solche dargestellt werden. Vom Flat Design "geerbt" war eine gewisse Einfachheit der Formen, aber flach war es eben nicht mehr. Laaaaangsam aber sicher wurd das auch bei iOS wieder besser, wenngleich iOS noch immer ziemlich flach ist. MacOS hat das Flat Design in seiner ganzen Wucht nie abbekommen. An einigen Stellen scheint es mir erst jetzt Einzug zu halten, etwa bei der Entscheidung, die Bereiche im Kopf eines Fensters, in denen Funktionsbuttons untergebracht sind, nicht mehr optisch abzusetzen, sondern genau so auf weißen Hintergrund zu legen, wie die Inhaltsbereiche. Da ist es auf jeden Fall flacher als vorher. Verspielter mag es an mancher Stelle schon sein, aber da ist letztlich eine andere Frage.

Big Sur wird übrigens das erste MacOS sein, wo ich das Standard-Hintergrundbild nicht verwenden werde. Das sieht ja so aus, als wollte man denen, die über "Klicki-Bunti" lästern mal richtig Material geben.
+2
Garak
Garak07.07.20 18:33
Alle Bedienelemente sollen möglichst unauffällig gestaltet sein, um nicht von den eigentlichen Inhalten abzulenken.

Und genau das ist das Problem. Ich muss als User sofort sehen, wo ich welche Aktionen ausführen muss. Dieses Wegblenden von Benutzerelementen, die nur durch unnötiges Wischen / Wedeln / Wippen oder unnötiges Suchen eingeblendet bzw. gefunden werden, ist einfach sch ...
+16
Steffen Stellen07.07.20 19:03
Garak
Alle Bedienelemente sollen möglichst unauffällig gestaltet sein, um nicht von den eigentlichen Inhalten abzulenken.

Und genau das ist das Problem. Ich muss als User sofort sehen, wo ich welche Aktionen ausführen muss. Dieses Wegblenden von Benutzerelementen, die nur durch unnötiges Wischen / Wedeln / Wippen oder unnötiges Suchen eingeblendet bzw. gefunden werden, ist einfach sch ...
Das sind schon verschiedene Dinge: Nicht sichtbare Bedienelemente und unauffällig gestaltete, aber prinzipiell sichtbare Bedienelemente. Werden Bedienelemente und Inhalte gleichzeitig angezeigt, konkurrieren sie um Aufmerksamkeit.
+1
cab07.07.20 19:06
Ein flaches Design mit Schattenwürfen zur Unterscheidung von aktiv/inaktiv ist an sich schon ein Widerspruch.

Ich persönlich mochte das plastische Design schon immer mehr.
+2
massi
massi07.07.20 20:08
Eigentlich möchte ich bei einer UI keine Emotionen sondern intuitive Bedienung.
+6
macwalle07.07.20 21:32
Ely
07.07.20 15:44
Ich finde die Abkehr vom (sehr unergonomischen) Flat Design sehr gut. Was vorher zu viel war, war ab iOS7 zu wenig. Big Sur geht den in meinen Augen genau richtigen Mittelweg.

Ich stimme Dir voll zu – nicht nur, was iOS angeht. Auch unter MacOS ab Yosemite war das Flat Design grausig von der schnellen Unterscheidbarkeit her. Ich sitze 8–12 Stunden täglich am Rechner, oft mit diversen offenen Programmen und Fenstern (DTP, Video, Webdesign), da war eine ordentliche Portion Skeuomorphismus schon sehr hilfreich beim schnellen Switchen & Klicken.
Bis heute bin ich noch am liebsten unter Mavericks unterwegs, klappt leider nicht mehr immer, weil manche Software nicht mehr mitspielt, etwa FCPX.
0
macwalle07.07.20 21:44
Garak
Alle Bedienelemente sollen möglichst unauffällig gestaltet sein, um nicht von den eigentlichen Inhalten abzulenken.

Und genau das ist das Problem. Ich muss als User sofort sehen, wo ich welche Aktionen ausführen muss. Dieses Wegblenden von Benutzerelementen, die nur durch unnötiges Wischen / Wedeln / Wippen oder unnötiges Suchen eingeblendet bzw. gefunden werden, ist einfach sch ...

Jepp, auch das stimmt. Zu guter Letzt nervte mich auch die Seuche, die Kontraste zu vermindern und magere Fonts zu verwenden.

Hier ein ziemlich deutlicher Kommentar von Erik Spiekermann (Typograph) über iOS 7:
+2
strellson07.07.20 22:34
macwalle


Jepp, auch das stimmt. Zu guter Letzt nervte mich auch die Seuche, die Kontraste zu vermindern und magere Fonts zu verwenden.

Hier ein ziemlich deutlicher Kommentar von Erik Spiekermann (Typograph) über iOS 7:

Seuche? Ich meine das hat nur Apple geschaft eine maximal schlecht lesbare und nicht Bildschirmoptimiere Schrift zu verwenden. Und dazu brauchte es damals auch keinen Spiekermann um das zu bemerken. Sowas passiert halt wenn man Fachfremden das Feld überlässt. In dem Fall John Ive. Produktdesigner sind halt keine Grafiker. Einfache Linien und Formen funktioniert halt nicht überall …
+4
macwalle07.07.20 23:38
macwalle
Jepp, auch das stimmt. Zu guter Letzt nervte mich auch die Seuche, die Kontraste zu vermindern und magere Fonts zu verwenden.

Hier ein ziemlich deutlicher Kommentar von Erik Spiekermann (Typograph) über iOS 7:
strellson
Seuche? Ich meine das hat nur Apple geschaft eine maximal schlecht lesbare und nicht Bildschirmoptimiere Schrift zu verwenden. Und dazu brauchte es damals auch keinen Spiekermann um das zu bemerken. Sowas passiert halt wenn man Fachfremden das Feld überlässt. In dem Fall John Ive. Produktdesigner sind halt keine Grafiker. Einfache Linien und Formen funktioniert halt nicht überall …

Jepp, so schön lässt es sich auch sagen …
0
macwalle07.07.20 23:53
strellson
Seuche? Ich meine das hat nur Apple geschaft eine maximal schlecht lesbare und nicht Bildschirmoptimiere Schrift zu verwenden. Und dazu brauchte es damals auch keinen Spiekermann um das zu bemerken. Sowas passiert halt wenn man Fachfremden das Feld überlässt. In dem Fall John Ive. Produktdesigner sind halt keine Grafiker. Einfache Linien und Formen funktioniert halt nicht überall …

Man kann es natürlich auch ähnlich wie Du, aber mit einer anderen Maßgabe sehen – wie mir ein IT-Server-Profi erzählte: »Was willst Du mit fetten Buttons auf einem 32-Zoll-Schirm? Desktop-Design folgt anderen Richtlinien. Apple interessiert das nicht mehr.«

Worin ich ihm bei der Argumentation absolut folgen kann
Nebenbei: Meine Augen lassen mit 58 Jahren langsam auch nach –
Shit happens halt …
0
AE-3508.07.20 03:39
macwalle
»Was willst Du mit fetten Buttons auf einem 32-Zoll-Schirm?
Ihn sofort entdecken und beherzt drauf klicken!
+4
Sitox
Sitox08.07.20 11:23
Gruuuuuuselig. Die Icons oben empfinde ich wie eine Sammlung von Android 1.0 in hoher Auflösung. Mit der Aussicht könnte ich radikaler Flat Design Verfechter werden.
0
@mac
@mac08.07.20 15:03
Ich liebe das flat - design
Wo ich bin, herrscht Chaos. Leider kann ich nicht überall sein.
0

Kommentieren

Sie müssen sich einloggen, um die News kommentieren zu können.