macOS-Bug: Mail in Sonoma kontaktiert Tracking-Server trotz Verbot
E-Mail bleibt eine unverzichtbare Kommunikationsform für viele Menschen – obwohl sie ständig Zweckentfremdungen ausgesetzt ist. Phishing-Versuche und Malware-Anhänge sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Marketing-Firmen versehen Newsletter mit individualisiertem Bildmaterial, um das Publikum zu analysieren. Apple hat in seine Mail-App Schutzmaßnahmen eingebaut, um dies auf Anwenderwunsch zu unterbinden. Die Älteste davon scheint in macOS 14 (Sonoma) nicht zuverlässig zu funktionieren: Trotz aktiviertem "Alle entfernten Inhalte blockieren" lässt sich eine Kontaktaufnahme zu fremden Servern feststellen,
beobachtete App-Entwickler Jeff Johnson. Die Mail-App in macOS 13 (Ventura) unterbindet diese Verbindungen.
Erstmals wurde Johnson über einen Reddit-Post dieses Programmierfehlers gewahr. Nutzer "iwex" war aufgefallen, dass der Netzwerkmonitor Little Snitch unerwünschte
Verbindungen zu bekannten Tracking-Domains verzeichnete. Dabei hatte er in den Einstellungen seines Mail-Programms unter Datenschutz explizit aktiviert, dass Mail "Alle entfernten Inhalte blockieren" soll. Trotzdem nahm Mail Verbindungen zu Domains abseits der Postein- und -ausgangsserver auf. Johnson versuchte, dies an seinem Mac nachzustellen – und konnte keine entsprechende Aktivität an seinem Mac beobachten. Der lief allerdings unter macOS 13 (Ventura).
Apple erklärt den Sinn der Schutzfunktion, allerdings versagt unter bestimmten Bedingungen die versprochene Anonymisierung.
Ventura war noch sicherErst nachdem er seinen Mac vor Kurzem auf Sonoma aktualisierte und erneut in
Little Snitch überprüfte, konnte er nachvollziehen, was iwex beobachtet hatte: Mail versuchte, mit Domains eine Verbindung herzustellen, denen er keine Einwilligung dazu eingeräumt hatte. Seine Analyse ergab ein sehr kontraproduktives Verhalten: Offenbar versucht Mail immer dann Kontakt zu unerwünschten Domains aufzunehmen, wenn es in den Ordner "Werbung" verschoben wird. Da dies oft automatisch geschieht, wenn der eingebaute Spamfilter unerwünschte Kommunikation erkennt, musste er die entsprechende E-Mail dazu nicht einmal öffnen. In weiteren Tests beobachtete er zusätzliche Szenarien, in denen Sonoma-Mail externe Server kontaktierte – etwa beim Start der Mail-App.
In den Mail-Einstellungen unter "Datenschutz" kann man wählen, ob Mail Inhalte anonym lädt oder jegliche fremden Inhalte blockiert.
Standard ist inzwischen "Mail-Aktivität schützen"Bei einem neu eingerichteten Benutzerkonto wird seit mindestens macOS 12 (Monterey) standardmäßig die Option "Mail-Aktivität schützen" aktiviert. Dabei verspricht das Betriebssystem, die entsprechenden Inhalte so zu laden, dass die Privatsphäre gewahrt bleibt. Solange diese Funktion aktiv ist, steht "Alle entfernten Inhalte blockieren" nicht zur Auswahl. Wahrscheinlich nutzen deshalb nur wenige Mac-Anwender diese Funktion. Da man zudem einen Netzwerk-Monitor wie
LuLu oder Little Snitch für das Aufspüren der Datenverbindung benötigt, ist dieses Mail-Fehlverhalten so schwer zu entdecken. Aktuell bleiben Anwendern nur zwei Möglichkeiten, den unerwünschten Datenverkehr zu unterbinden: Auf "Mail-Aktivität schützen" vertrauen – oder selbst einen Netzwerkmonitor dazwischenschalten.