macOS-Entwicklung in den letzten fünf Jahren: größer, sicherer, verschlossener
In den letzten fünf Jahren fanden viele Umwälzungen im Apple-Mikrokosmos statt. Viele davon lassen sich in den Veränderungen nachvollziehen, welche das Rechner-Betriebssystem macOS durchmachte. In zwei Blog-Beiträgen beschreibt Mac-Veteran Howard Oakley, was ihm an Veränderungen aufgefallen ist, und analysiert die Hintergründe. Im
ersten Artikel betrachtet er die Zahl und Größe bedeutender Systemkomponenten von macOS 10.14 (Mojave) bis zu macOS 15 (Sequoia). Seine Erkenntnis: macOS wird beständig größer.
In den letzten fünf Jahren hat Oakley einige statistische Werte erfasst, welche die Systemkomplexität wiedergeben: Bundles im Ordner /System/Library, Bundle-Apps sowie Kernel-Erweiterungen. Mit jeder neuen Version des Betriebssystems wuchsen sämtliche Kennzahlen – mal mehr, mal weniger stark. Oakley koppelt dies an spezifische Änderungen in der Architektur von macOS. macOS 10.14 (Mojave) sieht er als letztes traditionelles Mac-Betriebssystem. Mit dem Wechsel auf macOS 10.15 (Catalina) entfernte Apple die Unterstützung von 32-Bit-Apps und trennte zudem System- und Nutzerdaten in separate APFS-Volumes auf. Der Nachfolger macOS 11 (Big Sur) machte das System-Volume dann unveränderlich, indem das System als kryptografisch verifizierter Schnappschuss (Signed System Volume, SSV) geladen wurde. Das sichert macOS vor illegitimen Veränderungen ab.
Mehr Bundles und mehr Kernel-ErweiterungenDie Bundle-Anzahl, welche Oakley im Ordner /System/Library zählte, stieg in fünf Jahren von 4.800 auf mehr als 9.000. Ebenfalls wuchs die Menge der Kernel-Erweiterungen von 515 in macOS 10.15 auf 930 im aktuellen macOS 15.2. Die Einführung von Apple Silicon führe zu einem sprunghaften Anstieg: Ende 2020 nahm deren Anzahl auf knapp 800 Kernel-Erweiterungen zu. In späteren Aktualisierungen vermehrten sie sich dann deutlich moderater.
Die Menge an Kernel-Erweiterungen stieg sprunghaft mit der Einführung von Apple-Silicon-Macs. (Quelle:
eclecticlight.co)
Frameworks als Indikator der VerschlossenheitEin
zweiter Artikel beleuchtet die Frameworks. Auch deren Anzahl wuchs über die letzten fünf macOS-Versionen konstant. Hierbei lenkt Oakley auf die zwei Erscheinungsformen: Öffentliche Frameworks stehen allen Entwicklern offen und bieten in der Regel gut dokumentierte Schnittstellen, mit denen Apps und Programme Systemfunktionen nutzen können. Den Widerpart stellen private Frameworks: Bei ihnen stehen außerhalb von Apple keine Dokumentationen bereit; zunehmend werden sie zudem in verschlüsselter Form in macOS integriert. Deren Funktion zu analysieren ist weiterhin möglich, wenn auch umständlich. Wer sie jedoch für eigene Apps nutzt, wird allerdings nicht mehr in den Mac App Store gelassen.
Unverhältnismäßiges WachstumWährend öffentliche Frameworks in fünf Jahren von 273 auf 400 anwuchsen (147 Prozent), stieg die Zahl der privaten Frameworks von 878 auf 2154 (245 Prozent). Somit behält Apple viele Errungenschaften der Entwicklung von macOS den hauseigenen Entwicklern vor. Beispielsweise fand Oakley lediglich ein öffentliches Framework, welches „Siri“ im Namen trägt; in den privaten fand er 123. Er findet dies besorgniserregend und wünscht sich einen höheren Anteil an Frameworks, welche für andere Entwickler offenstünden oder im besten Fall sogar quelloffen entwickelt werden. Oakley erinnert daran, dass ursprünglich versprochen wurde, den Quellcode für APFS zu veröffentlichen. Apple habe dieses Versprechen nicht eingehalten, schlimmer noch: Die Dokumentation des Dateisystems werde zudem seit längerer Zeit nicht mehr gepflegt.