Apple stellte macOS Sonoma zusammen mit iOS 17, iPadOS 17 und watchOS 10 anlässlich der Worldwide Developers Conference 2023 im Sommer vor. Letzte Woche veröffentlichte Apple iOS 17, iPadOS 17 und watchOS 10 – und am heutigen Abend erscheint die finale Version von macOS Sonoma für alle Nutzer. Normalerweise gibt Apple große Updates stets gegen 19 Uhr deutscher Zeit frei. Die Voraussetzungen: Beim iMac oder Mac Pro muss es ein Gerät von 2019 oder neuer sein, beim Mac mini genügt ein Modell von 2018 oder neuer. Ausnahme: Der 2017 vorgestellte iMac Pro ist weiterhin mit von der Partie. Alle MacBooks, welche 2018 oder später erschienen sind, werden von Sonoma unterstützt.
Keine Probleme mit Installation…Das Update von macOS Ventura auf Sonoma verlief ohne größere Vorkommnisse. Die Zeit, in welcher sich der Mac (in diesem Fall ein MacBook Pro 16" mit M1 Max) während der Installation nicht nutzen lässt, war mit weniger als 15 Minuten recht kurz. Danach startete der Mac wie gewohnt und beim Umstieg von Ventura stellt Sonoma auch keine Fragen bezüglich der Konfiguration neuer Features.
…jedoch viel Last nach InstallationNach der Installation wurde der Mac recht schnell warm. Ein Blick in die Aktivitätsanzeige schaffte Klarheit: Diverse Systemdienste buhlten um die Effizienzkerne. So analysierte "photoanalysisd" die Fotomediathek, welche nun auch Haustiere erkennen kann. Außerdem war Spotlight mit dem Indexieren der internen SSD beschäftigt, da viele "mdworker"-Prozesse die CPU belasteten.
Das nervigste aber: Offenbar glich iCloud die synchronisierten Dokumente erneut ab. Dies war dadurch ersichtlich, dass die Prozesse "bird" und "cloudd" viel Arbeit über mehrere Stunden verrichteten. In dieser Zeit zeigte der Finder in der Seitenleiste im Sekundentakt an, dass neue Daten hoch- oder heruntergeladen werden. Die Daten wurden nicht erneut transferiert, offenbar überprüften die iCloud-Systemdienste alle Dateien auf Vollständigkeit oder übertrugen neue Metadaten. Nach einigen Stunden waren die Hintergrundarbeiten erledigt und das System läuft gewohnt flüssig.
Hübsche Animationen im Anmeldebildschirm – und neue Wall(video)papersApple liefert mit macOS Sonoma eine große Menge neuer Wallpaper aus, bei welchen es sich in Wirklichkeit aber um Videos handelt:
Diese sind nicht Teil der Installation, sondern werden bei Auswahl durch die Systemeinstellungen automatisch heruntergeladen. Nach der Auswahl eines solchen Videos (das Sonoma-Wallpaper ist auch in Wirklichkeit ein Video, obwohl es in den Systemeinstellungen nicht als solches gekennzeichnet ist) zeigt der Desktop erst einmal nur ein statisches Bild. Erst beim Aktivieren der Anmeldemaske oder des Bildschirmschoners beginnt macOS, das Video abzuspielen:
Meldet man sich an oder beendet den Bildschirmschoner, wechselt Sonoma nicht einfach hart zu einem statischen Bild, sondern die Animation verlangsamt sich weich bis zum Stillstand – und somit erhält man nach jedem Anmelden ein leicht unterschiedliches Desktop-Bild, je nachdem wann der Bildschirmschoner beendet oder die Anmeldung erfolgt ist.
Screensharing vereinfachtSchon seit längerem bringt macOS eine eigene App mit, welche das Beobachten oder Steuern eines Macs im lokalen Netzwerk oder über die Nachrichten-App erlaubt. Mit macOS Sonoma verbesserte Apple nun dieses Programm und fügte eine Liste mit den zuletzt gesteuerten Macs hinzu:
Hier findet sich auch eine Option, alle fernsteuerbaren Macs im lokalen Netzwerk zu sehen. Speziell für M-basierte Macs baute Apple ein Feature ein, über welches sich die Bildrate und Qualität deutlich erhöhen lässt – entsprechende Internet- oder Netzwerkverbindung vorausgesetzt.
Widgets auf dem DesktopBisher waren Widgets auf dem Mac im Benachrichtigungszentrum versteckt, welches man nur durch Klick auf die Uhrzeit oder durch ein Wischen auf dem Trackpad vom rechten Rand aus aktivieren konnte. Mit macOS Sonoma ändert Apple dies: Endlich lassen sich Widgets auch auf dem Desktop platzieren:
Dies gelingt selbst bei einem Setup mit mehreren Displays gut – und Apple blendet die Widgets aus, sobald man den betreffenden Bildschirm absteckt. Neu in Sonoma ist ferner, dass sich nicht nur native Mac-Widgets verwenden lassen, sondern auch welche vom eigenen iPhone – wenn dies in der Nähe ist. Somit stehen Informationen, für welche man normalerweise das iPhone in die Hand nehmen musste, direkt auf dem Desktop oder im Benachrichtigungszentrum zur Verfügung.
Klick auf den Desktop lässt Fenster verschwindenWer das erste Mal in macOS Sonoma auf den Desktop klickt, wird sich erschrecken: Das System bewegt alle offenen Fenster temporär zum Bildschirmrand. Widgets färbt Apple daraufhin mit deckenden Hintergründen und knalligen Farben ein. Ob dieses Verhalten sinnvoll ist oder nicht, muss jeder selbst entscheiden – glücklicherweise lässt sich dieses Feature aber in den Systemeinstellungen konfigurieren:
Ganz fehlerfrei arbeitet die Funktion aber nicht: Hat man auf den Desktop geklickt und aktiviert nun via der Space-Taste für eine ausgewählte Datei QuickLook, erscheint manchmal nur ein blasser Fensterschatten ohne Inhalt.
Web-AppsBeliebige Webseiten lassen sich in macOS Sonoma als "eigene App" zum Dock hinzufügen. Sonoma sichert diese daraufhin im Benutzerorder unter "Programme" – jedoch handelt es sich hierbei nicht um ein wirkliches Programm, sondern beinhaltet nur eine Beschreibung, wie die betreffende Web-App zu öffnen ist. Diese fügt Safari automatisch zum Dock hinzu und ein Klick öffnet die Webseite wie ein "normales Programm":
Die Funktion lässt sich entweder über das Ablage-Menü in Safari für die gerade sichtbare Webseite aktivieren – oder über das Teilen-Menü in der Safari-Fensterzeile.
Hinweis an EntwicklerFür die Entwickler unter uns: Setzt man aktuell noch Xcode 14 ein und möchte eine Migration auf Xcode 15 vorerst aufschieben, sollte man sich den Umstieg gut überlegen. Apple blockiert nämlich das Ausführen von Xcode 14 auf dem neuen System. Es gibt aber einen Umweg: Lässt man sich den Paketinhalt von Xcode 14 anzeigen und startet dort unter "Contents"
"macOS" direkt die Binärdatei, umgeht man die Überprüfung – und Xcode 14 startet normal. Ob jedoch alle Funktionen korrekt arbeiten oder ein Einreichen im App Store mit dieser nicht unterstützten Konfiguration klappt, ist aktuell noch unbekannt.
Ferner veränderte Apple das Verhalten von NSViews aus AppKit: Baut man eine App mit Xcode 15, ist ab sofort die Property "clipsToBounds" standardmäßig deaktiviert. Dies bedeutet, dass Views möglicherweise das Zeichnen nicht auf den eigenen Rahmen beschränken. Der wahrscheinliche Grund ist eine Erhöhung der Ausführgeschwindigkeit. In Kombination mit einem weiteren Bug hat dies allerdings sehr merkwürdige Konsequenzen: Wird ein View mittels drawRect: gemalt, umfasst der Parameter dirtyRect das gesamte Fenster im lokalen Koordinatensystem des NSViews. Will der Entwickler einfach nur den Hintergrund des Views mit einer bestimmten Farbe füllen, ist es gängig, das dirtyRect als Bereich zu nutzen – und dies hat in Sonoma die unerwünschte Konsequenz, dass das gesamte Fenster "übermalt" wird. Nach der Umstellung auf Xcode 15 sollte man sich als Entwickler genau ansehen, wie und wo das dirtyRect verwendet wird.
Ein weiteres Problem teilt sich Sonoma mit iOS 17 und iPadOS 17: Setzt man SceneKit ein, funktioniert die Opacity-Property von SCNNodes nicht mehr wie erwartet, sobald ein Bild als Material verwendet wird – diese hat dann einfach keinen Effekt. Als temporären Workaround ist hier die Transparency-Property des Materials geeignet, über welche man einen ähnlichen Effekt erzielen kann.
Weiteres – Videokonferenzen verbessert, Notizen mit PDFs…Sonoma bringt noch eine Vielzahl an weiteren Neuerungen mit: So lässt sich nun während Videokonferenzen die eigene Person als kleines Fenster über einen geteilten Bildschirm bewegen. Hierbei schneidet Apple die sichtbare Person aus und fügt diese leicht überlappend in einen Kreis ein:
Einzelne Fenster lassen sich einfacher teilen, wenn man den Mauszeiger ohne zu Klicken über den grünen Fensterknopf bewegt. Apple wertete auch die Notiz-App deutlich auf – denn diese kann nun ein oder mehrere PDFs pro Notiz übersichtlich speichern.
Will man bestimmte Passwörter oder Passkeys mit Freunden, Familie oder Kollegen teilen, bietet macOS nun ohne Zusatzsoftware eine Möglichkeit über iCloud an. Dies funktioniert über den Passwort-Bereich der Systemeinstellungen von Sonoma:
Hat man aus Versehen die Caps-Lock-Taste erwischt, blendet dies macOS Sonoma nun Praktischerweise direkt neben dem Texteingabe-Cursor ein:
Safari bringt in der neusten Version eine praktische Funktion mit: Profile. Hiermit ist es möglich, beispielsweise private Konten und Arbeitskonten zu trennen. Verwendet man beispielsweise auf einer Webseite zwei Konten, kann man nun einfach mittels unterschiedlicher Safari-Profile zwischen diesen wechseln, ohne sich erneut anmelden zu müssen.
FazitmacOS Sonoma ist genau wie iOS 17 und iPadOS 17 mit Sicherheit nicht das größte Update, welches Apple je veröffentlicht hat. Sonoma bringt aber eine Menge an Alltagshilfen mit, welche die Nutzung des Macs erleichtern – oder im Falle der neuen Hintergründe einfach spektakulär gut aussehen. Im Test traten keine nennenswerten Inkompatibilitäten mit bekannten Programmen auf – Probleme sind aber natürlich wie bei jedem Update nicht auszuschließen. Wer gerne die neuen Funktionen ausprobieren möchte, sollte jedoch auf jeden Fall vor der Installation ein Backup erstellen, um möglicherweise wieder Zurückwechseln zu können.