Technische Begriffe zum Thema Musikproduktion
Glossar
Technische Begriffe
In diesem Teil der Serie werden nach und nach technische Begriffe näher erklärt, die im Laufe der Serie benutzt werden. Es geht dabei nicht um Vollständigkeit, sondern darum, die praktisch für die Arbeit relevanten Fakten kennenzulernen. Wer noch tiefer einsteigen möchte, schlägt am besten weitere Informationen in einem der Bücher nach, die wir auf unserer Link-Seite zusammengestellt haben.
DAW
Digital Audio Workstation (DAW) ist der aktuell gebräuchliche Begriff für Musikrecordingsoftware. Wurden frühere Programme in Anlehnung an die entsprechende Hardware oft noch Sequencer genannt, spricht davon heute niemand mehr. Die Programme spielen nicht mehr nur Sequenzen ab, sie mischen Musik, berechnen Effekte, stellen virtuelle Instrumente zur Verfügung und erzeugen Partituren. Deshalb hat sich der Begriff DAW allgemein durchgesetzt. Geht es um die Frage, welches Programm Effekt- und Instrumenten-Plugg-Ins ausführt, wird oft auch vom Host gesprochen.
Im Rahmen dieser Serie können nur sogenannte "native" DAWs behandelt werden. Nativ bedeutet, dass die Berechnungen im Programm auf der CPU Ihres Macs ausgeführt werden. Demgegenüber gibt es einige Systeme, bei denen ein Großteil aller Berechnungen durch spezialisierte DSP-Hardware geleistet wird. Das bekannteste ist durch die weite Verbreitung sicher Pro Tools HD.
Latenz
Als Latenz wird die Verzögerungszeit bezeichnet, die zwischen einer musikalischen Interaktion und der Ausgabe von Tönen über die Lautsprecher oder Kopfhörer entsteht. Drücke ich beispielsweise auf einem Keyboard eine Taste, dann ist die Latenz die Zeit zwischen dem Drücken der Taste und der Ausgabe des dazugehörigen Tons. Das gleiche Prinzip gilt für die Aufnahme von natürlichen Instrumenten wie einer Gitarre oder Gesang. Die Latenz beschreibt beispielsweise den zeitlichen Abstand zwischen dem Singen eines Tons und der Ausgabe des Tons über die Kopfhörer.
Musiker reagieren unterschiedlich empfindlich auf Latenzen, aber es wird allgemein davon ausgegangen, dass Werte von mehr als 11 ms bewusst wahrgenommen werden und dadurch die wenigsten Musiker noch zuverlässig auf den Punkt spielen können. Darum ist es bei der Musikproduktion sehr wichtig, die Latenz-Zeiten möglichst gering zu halten - einer der Gründe dafür, in hochwertige Audio-Interfaces zu investieren.
Latenz entsteht im Fall von Audio-Signalen, weil das aufgenommene Signal durch das Recording-Programm und meist zusätzlich Effekt-Plug-Ins hindurch geleitet (und berechnet) wird. Damit der Signalstrom nicht abreißt wenn das System kurzzeitig mit anderen Aufgaben wie dem Nachladen von Daten oder dem Speichern beschäftigt ist, werden die Daten in einen Zwischenspeicher, den Samplepuffer, geschrieben. Ein großer Pufferwert erhöht die Zuverlässigkeit und entlastet das System, erzeugt aber auch eine hohe Latenz. Ein kleiner Wert fordert das System mehr, dafür sind die Verzögerungen geringer.
Der Samplepuffer muss so eingestellt werden, dass beim Abspielen eines Songs in der DAW keine Knackgeräusche ("Dropouts") entstehen. Gleichzeitig sollte die Latenz gering genug sein, bei Aufnahmen nicht störend aufzufallen. In den Audio-Einstellungen professioneller Programme wird nach dem Einstellen der Sample-Puffer-Größe die voraussichtliche Roundtrip-Latenz, also die Latenz einmal in das System hinein und wieder hinaus berechnet und angegeben. Bei starker Auslastung des Systems durch das Abspielen der aktuellen Komposition muss der Puffer-Wert erhöht werden, um eine zuverlässige Wiedergabe zu ermöglichen.
Inzwischen bieten viele Audio-Interfaces die Möglichkeit, mit Hilfe eines DSP (Digitaler Signal-Prozessor) direkt im Gerät selbst Signale auf den Ausgang zu mischen, ohne diese erst in den Mac und zurück zu leiten. Dadurch sind die Latenzen zum einen grundsätzlich kürzer weil die Übertragung zum Mac und das Mischen in der DAW entfällt, zusätzlich aber auch völlig unabhängig von der Samplepuffer-Einstellung der DAW. So kann ein großer Sample-Pufferwert eingestellt werden um die Zuverlässigkeit zu erhöhen, gleichzeitig bekommt der Musiker dadurch, dass sein Signal im DSP mit dem Playback aus dem Mac gemischt wird, von der gestiegenen Latenz nichts mit.
Das folgende Bild zeigt das Prinzip: Das eingehende Signal wird zur Aufnahme in den Mac weitergeleitet, gleichzeitig aber im Interface selbst mit der Musik gemischt, die aus der DAW kommt.
Zwei wichtige Einschränkungen gibt es:
- Software-Instrumente werden ebenfalls durch die Systemlatenz verzögert. DSP-Mischung im Interface hat keinen positiven Einfluss auf die Latenz bei Software-Instrumenten (bis auf wenige Ausnahmen, in denen das Software-Instrument ebenfalls auf dem DSP des Interfaces berechnet wird).
- Effekte, die in der DAW berechnet werden, beispielsweise virtuelle Gitarrenverstärker, profitieren nicht von der DSP-Mischung. Auch hier geht das Signal durch den Sample-Puffer hindurch und ist damit wieder abhängig von dessen Größe.
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